Unheimlich günstig

„Suuuuper Pauschalpreis!“ Robert T. Online – der Max Headroom-Verschnitt der Telekom – wirbt fleißig für die T-DSL Flat. Eine Flatrate mit „Highspeed zu Lowcost“. „So billig, dass man sich einfach anschließen muss!“ Das klingt vielversprechend! Über die Servicehotline werde ich mit T-Online Mitarbeiter Ahlmann verbunden. Was ist dran an dem Werbeslogan: „Unheimlich günstig“?

Das Telefonat ist ernüchternd: Für einen T-DSL Anschluss i.V.m. ISDN kommt Folgendes auf einen zu: 100 DM Bereitstellungsgebühr, 120 DM für einen Adapter, monatliche 20 DM für T-DSL, 49 DM im Monat für die Flatrate und 45 DM monatlicher Grundpreis für den ISDN-Anschluss. Das ergibt einen Pauschalpreis von DM 114,-. Plus einmalige 220 DM.

Diese Kosten findet T-Online also „Suuuuper“? – Das ist wirklich unheimlich.

Zeitgemäßes Preisausschreiben

Preisausschreiben sind was Tolles! Durch das Eintragen simpler Lösungswörter bekommt man die Chance auf einen Urlaub in der Karibik, ein Treffen mit dem Lieblingsstar, ein neues Auto oder eine Rolle bei „Unter uns“.

Im Allgemeinen sind die Preise deshalb so verlockend, weil ein normaler Mensch sich diese Dinge gar nicht leisten könnte. Insofern ist das Preisausschreiben von Ford sehr zeitgemäß: Wer bis zum 30.07.2001 die komplett ausgefüllte Teilnahmekarte einsendet, nimmt an der Verlosung teil. Zu gewinnen gibt es: 1.000 Liter Benzin.

Münzen mit Wert

HAAAALLLTTT!!!!

Von wegen „Schlafmünzen schnell zur Bank bringen, bevor der Sturm beginnt“.
Keine voreiligen Handlungen! Erst mal Münze für Münze überprüfen. Vielleicht ist ein Sammlerstück von Wert darunter! Darauf machte mich der heutige WESER REPORT aufmerksam.

Jetzt fängt der Stress erst an! Wisst ihr, wie viel Kleingeld ich habe!? Besondere Aufmerksamkeit sollte ich den 2-Pfennig-Stücken aus dem Jahr 1969 mit dem Buchstaben J widmen. Dafür gibt’s 500 bis 2.500 Mark! Allerdings muss die Münze antimagnetisch sein. Das reduziert den möglichen Erfolg. Davon wurden damals nur 600 Stück gedruckt.
Als ich heute die erste Durchsuchphase startete, fragte ich mich, ob sich für 2.500 Mark diese Drecksarbeit lohnt.

Wie sieht’s mit 50-Pfennig aus? Bis 1.500 Mark für Münzen mit der Aufschrift „Bank Deutscher Länder“. Mhm … wird auch schwierig.
Der Rest sind Peanuts.

Am Ende steht die Frage: Wer zahlt mir tatsächlich 2.500,- DM für ein antimagnetisches 2-Pfennig-Stück!? Der soll sich erst mal bei mir melden, dann such ich weiter.

Freitag

Am Morgen habe ich mein Hausarbeitsthema in Erfahrung gebracht. Es geht um Darlehen, Raten und Kreditwucher. Das kann heiter werden!
Vor dem Haus meiner Mutter hat die Stadt Arbeiten an den Wasserrohren vorgenommen. Jetzt schließt das Eingangstor nicht mehr. Mein Freund hat am Nachmittag die Bestätigung bekommen, dass die Rücksitzbank seines neuen Autos defekt ist. Die Frühlingsrollen zum Abendbrot schmeckten fad. Ich komm seit Stunden nicht mehr in meinen Gästebuchaccount, um Kommentare zu schreiben …

Was zum Teufel ist das heute für ein Tag!?

Liebesbrief

Ich habe heute einen Liebesbrief geschrieben. Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass es erst den Anstoß der Deutschen Post dazu brauchte. In Zusammenarbeit mit dem Künstler HA Schult soll bis zum 6. Oktober 2001 ein LoveLetter-Building in Berlin entstehen. Einige der eingesandten Liebesbriefe haben die Chance, vergrößert und zu einem unvergleichlichen Kunstwerk zusammengefügt zu werden.

Ich wollte an diesem Abenteuer teilnehmen, um so die Liebe zu einer ganz besonderen Person meines Lebens in die Welt hinauszuposaunen. Es ist ein Mensch, zu dem mich die tiefste Liebe überhaupt verbindet. Eine Liebe, die schon so lange währt wie mein Leben. Die Liebe zu meiner Mutter.

Ich weiß nicht, ob mein Brief zu den Auserwählten gehören wird. Aber das ist auch nicht wichtig. Wer sich einmal hinsetzt, um einen Brief für diese Liebesskulptur zu verfassen, wird schnell erkennen, dass das wahre Ziel dieser Aktion nicht darin liegt, seine Worte später auf einer Häuserwand kleben zu sehen, sondern darin, einmal das zu Papier zu bringen, was längst überfällig ist.

Super Fortschritt

Der Fortschritt ist schon ’ne super Sache! Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere … Damals musste man die „Tetra Packs“ noch öffnen, indem man die Lasche der Verpackung hochklappte und mit der Schere die Kante abschnitt. Um das Abgießen zu erleichtern bot es sich an, mit der gegenüberliegenden Lasche ebenso zu verfahren. Heute muss man sich mit solch ordinären Bastelspielchen zum Glück nicht mehr rumplagen. Nahezu jeder „Tetra Pack“ besitzt mittlerweile eine wiederverschließbare Plastiköffnung. Das ist Komfort!

Klar, dass bei soviel moderner Technik auch mal Fehler auftreten können. Bei meinem Orangen-Nektar von Aldi fand der Saft seinen Weg nicht nur durch die dafür vorgesehene Öffnung, sondern auch darunter, was den unschönen Nebeneffekt hatte, dass die Flüssigkeit auf dem Tisch, Stuhl oder Boden landete. Je nachdem, wo ich gerade eingoss. Ein äußerst lästiges Ereignis.

Ich gewöhnte mir an, mein Getränk über der Spüle ins Glas zu schütten. Richtig nervig wurde das Ganze jedoch erst, als auch die folgenden Verpackungen diesen Mangel aufwiesen. Nach 2,5 abgefüllten Litern über der Spüle kam mir heute eine pfiffige Idee: Ich klappte die Lasche gegenüber der Öffnung nach oben und schnitt mit der Schere die Kante ab. Wenn ich dadurch jetzt ausschenke geht nichts mehr daneben! Und das Tolle ist: Ich brauche auf der anderen Seite kein Loch machen, denn da ist ja der Plastikausguss! – Der Fortschritt ist schon ’ne super Sache!

Falsche Geheimzahl

„Ups…“ entwich es meinen Lippen am Mittag vor einem der neuen Überweisungsautomaten. Falsche Geheimzahl blinkte mir auf dem Display entgegen. Da muss sich wohl eine Unachtsamkeit in meine Handlung eingeschlichen haben. Bei der Hitze auch kein Wunder. Also noch einmal! – Wieder falsch!? Jetzt wurde ich unruhig. Nach der Devise: Besser kein Risiko eingehen, ließ ich es darauf beruhen und gab die Überweisung am Schalter ab.
Auf der Heimfahrt führte meine Selbstdiagnose zu der Erkenntnis, dass ich keine meiner Geheimnummern spontan aufsagen kann. Auch die Eingabe des Handy-Pins passiert einfach. Bei solchen Vorgängen wirkt mein Unterbewusstsein. Nicht die Zahlen merkt es sich, sondern die Tastenkombination. Und plötzlich wurde mir klar, warum dieses System in der Bank versagt hatte: Der Überweisungsautomat hat die Benutzeroberfläche einer Computertastatur, der Geldautomat die eines Telefons. Vergleicht das mal!

Erwachet!

Morgens, halb zehn in Deutschland:

Ich lag noch im Bett – erst seit 3 ½ Stunden – um wenigstens etwas Schlaf vor der Klausur zu bekommen, da klingelte es an der Tür. Wer kann das sein? Postbote? Päckchen? Ich schlurfte zur Sprechanlage: „Guten Morgen!?“ – „Guten Morgen! Mein Name ist (hab ich vergessen). Ich wollte Sie einmal fragen, ob Sie glauben, dass es eine Regierung gibt, die alle Interessen der Menschen vertritt?“ – Studentin? – Zumindest war die Antwort leicht: „Nein.“ – Wahlhelferin? – „Wenn ich Ihnen mal einen Auszug aus der Bibel vorlesen dürfte?“ – Jehovas Zeugin! – Kaum war ihre Angehörigkeit aufgeklärt, legte sie auch schon los.

Vielleicht hätte ich meine Sprechanlage allein und sie einfach lesen lassen sollen. So, wie es ihr heute noch öfter passieren wird, wenn sie Glück hat. Wenn sie Pech hat, darf sie sich wüste Beschimpfungen an den Kopf werfen lassen und wird dennoch freundlich bleiben. So unerschütterliche Zeugen sieht man als Jurist selten.
Im Gegensatz zu den meisten ihrer heutigen Auserwählten hatte ich einen für sie nachvollziehbaren Grund, ihre Bekehrung zu unterbrechen: „Bitte entschuldigen Sie mich, aber ich bin Studentin und schreibe in wenigen Stunden eine Klausur, auf die ich mich noch vorbereiten muss.“ – Vom anderen Ende der Leitung wurde mir sofortiges Verständnis entgegengebracht. „Darf ich Ihnen den noch eine Ausgabe unserer Zeitschriften in den Briefkasten werfen?“ Na, aber sicher! Wachturm und Erwachet, die Kulthefte schlechthin! Keiner liest sie, aber alle kennen sie. „Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Klausur und vielleicht passt es Ihnen ein andermal?“
Ich kann’s kaum erwarten. Kostenloses Heimbibelstudium bei Tee und Keksen. Jippie Jehova!

Juristen, geht wählen!

Heute war der Tag! Heute sollte ich über die Zukunft der Bremer Universität entscheiden, einen Weg aufzeigen, die Wende einläuten – kurz: Wählen gehen!

Aufgrund der bisherigen Wahlbeteiligung von nur 7,1% (!!!) wurden die Wahlen bis Dienstag verlängert. Im Hörsaal hatte der „AStA für alle“ am Morgen Flugblätter für die wahlfaulen Kommilitonen verteilt und hoffte mit der großzügigen Überschrift „Juristen, geht wählen!“ auf Besserung. Während der Vorlesung schmiedete ich den Schlachtplan.

Welche Informationen hatte ich bis jetzt erhalten? Letzte Woche erfuhr ich von der Naturwissenschaftsliste und dem AStA. Seit heute kommt der „AStA für alle“ hinzu und in der Uni hingen noch Plakate von der „Feministischen Liste“ und der „Liste gegen Rechts“. Hört sich schon mal gut an. Aber wen soll ich jetzt wählen? Und sind das überhaupt schon alle? Vielleicht sollte ich einfach überall ein Kreuz machen, dann wird keiner benachteiligt und die Chance zu gewinnen ist viel größer! – Vielleicht aber auch nicht. – Am Ende der Vorlesung hatte ich mich dann entschieden: Ich entscheide mich spontan!

Der Gang zur Wahlurne war ein bedeutender Gang. Ich spürte förmlich, wie all die Hoffnung auf mir lastete. „Jede Stimme zählt!“ hallte es durch den Raum. Das Lächeln der Wahlhelferin symbolisierte deutlich: Sie hatten auf mich gewartet! Selbstsicher lächelte ich zurück, denn ich wusste, was zu tun war. Entschlossen griff ich zum Kugelschreiber. Jetzt war der Moment gekommen! Ich setzte an, und … „Hast Du Deinen Wahlausweis dabei?“

Mist!