Gut gefüllt

Wenn das Internet das Universum ist, dann sind manche Links wie Wurmlöcher in eine fremde Galaxie. Sie treten plötzlich und unerwartet auf und ziehen einen in ein Paralleluniversum, wo man an die Grenzen seiner Vorstellungskraft geführt wird.

Ich bin solch einem Phänomen in einer Linkliste begegnet, die sich auf einer Homepage für Programmiersprachen befand. Mit einem Klick trat ich in die Welt einer 36-jährigen, deutschen Hausfrau ein, die über ihre Website, neben getragenen Slips (Stück zwischen 10-20 €), auch Kondome mit dem Hinweis „gut gefüllt“ vertreibt.

Was zeigt uns das? Es ist die Bestätigung einer einfachen Gleichung:

Andere Galaxien = Andere Völker = Andere Sitten

Regen, Regen, Regen, Sturm

Weil am Morgen eine Klausur im Familien- und Erbrecht auf dem Plan stand, war der Tag per se schon mal kein Highlight meines Lebens. Dass man diesen schlechten Start aber noch toppen konnte, hätte ich nicht gedacht. Leider wurde ich eines Besseren belehrt.

Erstmal brach ein Platzregen über mich herein, als ich gerade unterwegs zur Uni war – mit dem Fahrrad. Durch die heftigen Orkanböen kam das Gute nicht nur von oben, sondern auch von vorn, links und rechts. Natürlich NIE von hinten, denn das hätte ja Rückenwind bedeutet und mich eventuell schneller vorwärts kommen lassen. Es war wie Fahrradfahren im Fitness-Center: Man radelt und radelt und kommt doch nicht vom Fleck. Allerdings war’s nasser. So nass, dass ich vollkommen aufgeweicht in der Uni ankam. (Nachdem mich der Sturm noch 2 mal in die Böschung geweht hatte.)

Während der 3-stündigen Klausur habe ich vor Eiseskälte durchgehend gezittert wie Espenlaub. Bei dem verzweifelten Unterfangen, mich mit meiner (klitschnassen) Jacke zu wärmen, sogen sich meine Arbeitsblätter und Gesetzestexte voll Wasser. Zum Schluss gab ich eine leicht gewellte Klausur ab und hoffte, dieser Horror hätte nun ein Ende. Doch Hoffnung ist eine zerbrechliche Sache. Der Versuch, mir mit guter Musik noch den Tag zu retten, brachte nur eines hervor: Die Erkenntnis, dass mein Mini-Disc-Player (Wert 400 DM) aufgrund von Feuchtigkeit seine Funktion dauerhaft eingestellt hatte. Aber immerhin regnete es nicht mehr!

Ich schwang mich auf mein Rad und trat den Heimweg an. Keine 2 Minuten darauf regnete es wieder. Immerhin hatte ich jetzt Rückenwind.

Sparsam wird man Rechtshistorikerin

Wie wird aus einer schnöden Jurastudentin im Handumdrehen eine Rechtshistorikerin an der Universität Bremen?
Sie besucht die Zivilrechtsvorlesung des Prof. Dr. Derleder und ist dabei ausgestattet mit dem aktuellen BGB des Beck-Verlags. Keine 10 Minuten später erfolgt die Ernennung durch den Dozenten.

Der Hörsaal war schlagartig voll mit Rechtshistorikern. Dass Dr. Derleder davon unbeeindruckt seine Lehrveranstaltung am neuen Recht orientierte, schien da wenig zielgruppenfreundlich. „Neu“ ist das Recht seit 8 Tagen und als wäre die Schuldrechtsreform nicht lang genug angekündigt worden, kommt das neue Beck-BGB erst in einem Monat raus. Angehende Juristen mit Schönfelder-Abo bringt das nicht aus der Ruhe, doch als arme Studentin nutze ich das preiswerte Taschenbuch für 5 €, das ich mir erst vor 4 Monaten zugelegt hatte. Der Sparsamkeit seiner Zuhörer wohl bewusst, gab uns der gut situierte Professor den Hinweis: „Das BGB der Anwaltsreihe steht bereits jetzt zum Verkauf und kostet nur 9 DM … (kurze Pause) … Euro.“

Da kopiere ich mir doch lieber für 1 € das Bundesgesetzblatt. Aber vorerst genieße ich noch meine neu erworbene Berufsbezeichnung.

Messer, Gabel, Schere, Licht …

Gegen Mittag ging es zurück nach Deutschland. England machte mir den Abschied leicht. Vor allem, weil es für schier endlose Minuten erneut so aussah, als würde ich meinen Flug nicht rechtzeitig erreichen. Wieder begann alles beim Sicherheitscheck. Meine Reisetasche war bereits aufgegeben und so voll, dass ich meinen Kulturbeutel noch in den Rucksack quetschen musste. Natürlich wurde er herausgepickt und einer genauen Kontrolle unterzogen. Ziel der Suche war eine filigrane Nagelschere.

Im Gegensatz zum Verlust der Wunderkerzen in Bremen, war der Verlust der Nagelschere – wie alles in England – gleich 3-mal so teuer. 20 Mark hatte mich die Anschaffung einst gekostet. Das dünne Scherenblatt und die hervorragende Funktionalität rechtfertigten den Preis, doch als ich die Schere in England zurücklassen musste, wünschte ich, es wäre nicht die beste gewesen, die ich je hatte.

Ja, seit der amerikanischen Flugzeugkatastrophe im September hat sich einiges geändert. Gegenstände des täglichen Gebrauchs sind plötzlich gar nicht mehr, oder nur noch in kleinen Dosen erlaubt. Wortwörtlich. Der Inhalt teuerster Cremetiegel wird rigoros dezimiert, bis der maximal gestattete Füllstand erreicht ist. Für Gegenständliches bietet der Flughafen London Gatwick eine Lagerung an. Kostenpflichtig. Vielleicht eine Grund, weshalb man es mit der Aufstellung einer Übersichtstafel aller verbotener Handgepäck-Inhalte nicht so eilig hat? Eine solche hätte ich mir vor der Gepäckaufgabe gewünscht! Dann wäre die kleine Schere in der Reisetasche verblieben. Anders als Wunderkerzen, dürfen Nagelscheren in Koffern transportiert werden. Nur halt nicht im Handgepäck. Jetzt war die Chance vertan.

Glück im Unglück: Meine Freundin hatte mich zum Flughafen begleitet. Ihr durfte ich mein Eigentum unter den wachsamen Augen des Sicherheitspersonals aushändigen. Sie wird die Schere bis zu unserem Wiedersehen verwahren. Kostenlos.

Silvester in England

Meine Freundin und ich sind ein unschlagbares Team! Kein Wunder also, dass unser Silvester auch ohne Wunderkerzen der Knaller war. Dank „Crackers“! Ein englischer Weihnachtsbrauch, den wir kurzerhand auf Silvester ausdehnten, weil die Knallbonbons so vertraute Geräusche zum Jahreswechsel machten.
Es kursierte das Gerücht, dass die Inselbewohner hier um 0:00 Uhr nicht zum Feuerwerk greifen. Der Brauch beschränke sich lediglich auf Saufen und Sex. Manch wortfindiger Zeitgenosse mag zwar auch hier das „Knallen“ wiederfinden, aber wir zogen unsere persönliche Tradition vor: Bleigießen, gute Vorsätze fassen, orakeln und Spaß haben!

Um Mitternacht zeigte sich dann, dass wir offensichtlich nicht die einzigen Ausländer in England waren, denn von draußen ertönte das bekannte Geräusch und der Himmel leuchtete in bunten Farben.