Der Bachelor III

Heute stand der Familien-Besuch auf der Liste des Bachelors. Zum Schwiegermuttercheck ging es in die Heimatstadt der jeweiligen Kandidatin und dort zum gemeinsamen, „völlig ungezwungenen“ Sit-in an einen immer stilvoll gestalteten Esstisch.

Überall natürlich feinster Wein und kleine Häppchen im Angebot. Bei manchen Eltern war das Drehen zu Hause wohl nicht realisierbar, also musste kurzerhand eine neue Location zum Speiseraum umfunktioniert werden (Boot, Lagerhalle). Und wo nicht Mutter UND Vater zur Verfügung standen, wurde der Rest der Familie (Bruder, Tante) zusammengekratzt.

Das Familientreffen lief in jeder Stadt nach einem sich wiederholenden Muster ab: Marcel und eine Kandidatin treffen sich, gehen gemeinsam ein paar Schritte zum Treffpunkt mit den Eltern, Marcel überreicht der Mutter einen Blumenstrauß und sie begeben sich zum Plausch an den Tisch. Man sollte es nicht glauben, aber selbst ein solch einfacher Ablauf ließ mich völlig neue Qualitäten an Marcel entdecken! So war es fast ein kleines Wunder, wenn er auf Kommando einen prachtvollen Blumenstrauß hervorzauberte, den er wenige Minuten zuvor noch nicht in den Händen gehalten hatte.

Das war schon mehr als magisch, das war schon merkwürdig. Aber zumindest nicht unerklärlich, denn man darf ja nicht vergessen, wenn 2 Personen allein über ein leeres Gelände spazieren, dann stehen hinter der Kamera mindestens 5 weitere. Eine davon halt mit Blumenstrauß.

Traumatische Sprengung

Ich wohne in einem großen Hochhaus mit knapp 40 Etagen. In meiner kleinen 25qm Wohnung horte ich alles, was mir lieb und teuer ist. Als es an der Tür klopft, steht ein Mann mit Helm davor und teilt mir mit: „Wir sprengen in 15 Minuten, bitte verlassen Sie jetzt das Gebäude.“

Sprengung!?! Was ich zuerst für einen schlechten Witz halte ist bittere Realität. Schon vor Monaten wurde bekannt gegeben, dass mein Heim heute dem Erdboden gleichgemacht werden soll. Die Sprengladungen sind bereits überall befestigt. Die Flure und Wohnräume leergefegt, nur ich wusste von nichts! Ich blicke in meine Wohnung: Der Fernseher läuft, der Abwasch ist noch nicht gemacht und der Papierkram ist über den Schreibtisch verteilt.

Noch 14 Minuten.

Was soll ich mitnehmen? Ich kann nicht alles auf einmal tragen und wenn ich aus dem Haus bin, wird mich die Polizei nicht zurück gehen lassen. Schweißausbrüche. Panik! Ich versuche meine Mutter zu erreichen. Sie geht nicht ans Telefon. Währenddessen greife ich immer wieder nach anderen Gegenständen, entscheide mich jede Sekunde um, was noch wichtiger wäre gerettet zu werden. Pass, Papiere, Tagebuch, Andenken, Geld, Kunstgegenstände … Alles was ich jetzt zurücklasse wird zerstört werden. In genau 10 Minuten.

Ich krame meine Reisetasche raus. Sie ist nicht groß genug. Ich habe einfach zu viel! Was davon ist am ehesten unwiederbringlich? Was ist am wertvollsten? Ich kann nicht denken, die Zeit sitzt mir zu stark im Nacken. Vermutlich übersehe ich etwas. Etwas Wichtiges werde ich im Stress zurücklassen. Es wird mir einfallen, sobald ich die Grundmauern mit einem großen Knall in sich zusammensacken sehe.

Megaphonedurchsage. Sirene. Ich muss raus. Ein letzter Blick und der Griff zur voll gepackten Reisetasche.

Ein Alptraum! Und was für einer! Gestresst wache ich auf. Kein Hupsignal, keine Sprengung, keine Panik mehr. Nur noch ein aufgeregt klopfendes Herz in meiner Brust, das sich erst langsam wieder beruhigt.

Der Bachelor II

Dass der Bachelor nicht ganz so wohlhabend ist, wie die gleichnamige Sendung ihn darstellt, ist mittlerweile bekannt. Zu Marcels Verteidigung sei erwähnt, dass er selbst niemals behauptet hat reich zu sein. Das Produktionsteam setzt mit ihren Drehorten und durch Hilfe der Requisite alles daran, diesen Eindruck zu vermitteln.

Aber nicht nur der Mann wird uns hier im besten Licht präsentiert. Auch die Kandidatinnen sind von Kopf bis Fuß das Ergebnis eines erfolgreichen Kostüm- und Maskenbildnereinsatzes. Es ist doch nicht normal, dass die Frauen bei allen Dates erscheinen, als seien sie soeben dem Modekatalog entsprungen. Nein, perfektes Outfit und Make-up fallen in den Aufgabenbereich der Produktion und werden dem jeweiligen Anlass entsprechend ausgewählt.

Als „Miss Schornstein“ in der heutigen Folge die Sachen für den gemeinsamen Liebesausflug nach Paris packte, waren es sicher nicht ihre nagelneuen, knallroten Rimowa-Köfferchen, die sie damit füllte. (Allein der Beauty Case kostet 239 Euro) Es waren vermutlich noch nicht einmal ihre Klamotten. Ebenso wenig wie die Villen, die Limousinen und die zahlreichen Date-Ideen von Marcel kommen. Keine einzige Datebox wird er gestaltete und vermutlich auch keine der darin enthaltenen Nachrichten wirklich geschrieben haben.

Findet Nemo!

Clownfische sind in den Tierhandlungen inzwischen nahezu ausverkauft. Ihr Heimatriff leergefischt.

Quizfrage: Was haben die Zuschauer von „Findet Nemo“ nicht begriffen, wenn es seit Kinostart einen Run auf Clownfische gibt?
Antwort: Den Film!

Die komplette Handlung baut auf dem Umstand auf, dass ein Clownfisch durch Menschenhand seiner Heimat entrissen wird und in einem Aquarium landet, aus dem er konstant versucht zu fliehen. (Wie auch der Rest seiner Fischfreunde in dem Glaskasten.) Erst als alle computeranimierten Protagonisten zurück im Meer sind, gibt es ein Happy End. Die Message sollte doch eigentlich klar sein!?

Offensichtlich ist ein Großteil der Menschheit nicht empfänglich für Botschaften und seien sie auch noch so deutlich. Um die Weihnachtszeit werden sich somit tausende Fischväter auf die Suche nach Ihren Jungen machen müssen, die in einer Plastiktüte unterm Tannenbaum darauf warten gefunden zu werden.

Krank!

Nach dem Willen der Bundesregierung, soll ich künftig bei allen Leistungen meiner Krankenkasse 10 Prozent der Kosten durch Zuzahlung übernehmen. 10 Euro werden außerdem pro Quartal bei jedem ersten Kontakt mit einem Arzt fällig. Das nennt sich „Praxisgebühr“ und ich fürchte fast, das gilt auch pro Praxis.

Weil die Zehn so eine hübsche Zahl ist, soll 10 Prozent Zuzahlung demnächst beim Medikamentenkauf erhoben werden. Die nicht verschreibungspflichtigen Medikamente werden gar nicht mehr von den Kassen übernommen. Die Preisbindung wird bei diesen Produkten aufgehoben, sodass ich demnächst auch bei den Apotheken Preisvergleiche anstellen muss darf.

Und während die Patienten immer mehr zahlen, zahlen die Krankenkassen immer weniger. So fällt die Beteiligung an einer Brille weg, die Fahrtkosten zur ambulanten Behandlung werden nur noch in Ausnahmefällen übernommen und im Krankenhaus gilt künftig eine Zuzahlung von 10 Euro pro Tag. Sterbegeld zahlen die Kassen gar nicht mehr.

Allein diese Aussichten machen mich krank!

Der Bachelor

Für den Grad des Bachelor of Laws (ein akademischer Abschluss) benötigt man, im Gegensatz zur klassischen Juristenausbildung, lediglich sechs Semester. Nur 6 Wochen benötigt DER BACHELOR (engl. für Junggeselle) des neuen RTL-Lovetainment-Formates, um seine Traumfrau zu finden.

Ein Harem von 25 Frauen steht dem knapp 30-jährigen Marcel dafür zur Verfügung. Am Ende jeder Folge steht die Nacht der Rosen: Nur wer vom Bachelor eine rote Rose überreicht bekommt (und sie auch annimmt), darf in der eindrucksvollen Villa in Südfrankreich verweilen.

Das erinnert ein wenig an die Produktionen Wer heiratet den Millionär? (Sat.1) und Ich heirate einen Millionär (RTL-Version mit 45 Kandidatinnen), die offenbar gut beim Publikum ankamen. RTL 2 schickt daher ab dem 12. Januar 2004 El, der Millionär ins Rennen. Das wohl ehrlichste Format von allen, denn hier gibt der Sender offen zu, dass El gar kein Millionär ist. Allerdings nur den Zuschauern gegenüber. Die 12 Kandidatinnen meinen um die Gunst eines echten Millionärs zu buhlen. Da fragt sich, wer am Ende glücklicher sein wird, die Gewinnern oder die Ausgeschiedenen.