Im September 2007 beichtete ich im Blog meinen Perfektionismus und legte dabei auch offen, welchen negativen Einfluss die eigene Erwartungshaltung auf mein Wohlbefinden hatte. Mein Beitrag endete mit dem Wunsch, mich davon freimachen zu können. Knapp 10 Jahre später kann ich berichten, dass dieser Wunsch in Erfüllung ging!
Inzwischen nehme ich Unperfektes eher in kauf. Es macht mich nicht mehr unglücklich, wenn meine Arbeit meinem Anspruch nicht zu 100 % entspricht. Was ist passiert? Nun, es passierte nicht von jetzt auf gleich. Es war ein Prozess, während dem ich immer wieder mit der Unzulänglichkeit anderer konfrontiert wurde, bis ich begriff, dass die meisten Menschen einen wesentlich niedrigeren Anspruch haben. Wenn ich also eigentlich noch Handlungsbedarf bei etwas sehe, dann halte ich jetzt erst inne und rufe mir die Zielgruppe vor Augen. In der Regel komme ich dabei zu dem Schluss „Für die reicht’s“ und beende die Arbeit.
Aber auch für den größten Perfektionisten, den ich kenne – für mich, – gebe ich mir nicht mehr so viel Mühe, wenn mir der Aufwand unverhältnismäßig erscheint. Wie zum Beispiel die Verschwendung von 7 Glanzpapierbögen für ein Projekt, das ich nur wenige Wochen nach der Fertigstellung nie wieder in die Hand genommen habe. In meinem bisherigen Dasein habe ich viele dieser Erfahrungen gesammelt und daraus gelernt.
Heute beherrscht mich der Perfektionismus nicht mehr. Ich beherrsche den Perfektionismus und diese Machtverschiebung macht mein Leben wesentlich entspannter.