Zeitkapsel

Bei Renovierungsarbeiten in einem britischen Theater haben Bauarbeiter eine Zeitkapsel aus der viktorianischen Zeit gefunden. Die Kapsel enthielt einen Brief, einige Werkzeuge und eine Hose. Der Brief wurde am 6. März 1901 von einem Zimmermann namens Frank Morrill geschrieben. Darin heißt es:

„Lieber Freund, wenn du diese Hose besichtigt hast, dann übergib sie bitte dem Kurator des Taylor-Baus für das Museum, denn sie wurde von Frank Morrill, Chef-Gehilfen von John C. Nairn und Sohn getragen, der das Dach des Gebäudes restauriert hat. (…) Ich vermute, dass ich schon längst von den Würmern vertilgt sein werde, wenn es soweit ist, aber bis dahin werde ich noch viel Spaß haben.“

Britischer Humor vor über 100 Jahren.

Wenn ich heute eine Zeitkapsel zu füllen hätte, würde ich mit Dingen anfangen, die bereits jetzt vom Aussterben bedroht sind: Musik- und Videokassetten, dazu kommt eine Mini-Disc, eine Diskette, ein alter 5 DM Schein, mein erstes Handy und dann widme ich mich der Gegenwart mit der Beigabe von einem Euro (ja, heute kann man mit dem Geld nicht mehr so verschwenderisch umgehen), einer Plastikflasche mit Pfand drauf, einer Musik-CD ohne Kopierschutz, einem Duden in alter und neuer Rechtschreibung und dazu ein Anschreiben an den Finder in der daraus resultieren Orthografie.

Was würdet ihr reinlegen?

Bild: Ozeye, CC-BY-SA 3.0

5 Gedanken zu „Zeitkapsel“

  1. Also ich würde ein Gesetzbuch hinterlegen (auch wenn ich mich natürlich schwer von meinem lösen könnte ). Kaum etwas ändert sich so schnell wie Paragraphen. Und sie sind auch deshalb echte Zeitzeugen, weil sie zeigen, was eine Gesellschaft aktuell bewegt und für wichtig hält. Und das ist teilweise echt interessant!! Z.B. enthielt das Bürgerliche Gesetzbuch, das von 1900 stammt, die Regelung, daß ein Verlobter, der mit seiner Verlobten schläft, hinterher aber das Verlöbnis löst, seiner Verflossenen Schadenersatz zahlen muß. Diese Regelung gab es bis 1998!!

    „Zeitkapseln“ werden übrigens gar nicht so selten gefunden. Auch, wenn sie nicht immer so reichhaltig, lustig oder spektakulär sind. Ich selbst war sogar einmal dabei, als ein solches „Fundstück“ hinterlegt wurde.
    Als ich ins Alter gekommen bin, in dem man mit seinen ersten Ferienjobs anfängt (16 – 17 Jahre), habe ich mal meinem Opa, einem passionierten Tischlermeister, auf einer Baustelle geholfen. Wir haben eine Zimmerwand aus Gipsplatten aufgebaut. Kurz bevor die Wand endgültig verschraubt wurde, hat mein Opa einen Bleistift gezückt und auf die Innenseite einer Gipsplatte das Datum, seinen Namen und sein Alter geschrieben. Vermutlich um sein Alter zu erklären – er war damals auch schon über 70 Jahre – hat er noch darunter geschrieben „Aus Liebe zum Handwerk“. Als ich ihn gefragt habe, warum er das macht, hat er mir geantwortet, daß er auf Baustellen schon oft ähnliche Einträge gefunden hat. Und als Handwerker sei es immer wieder interessant, solche „Nachrichten“ von Kollegen zu finden, die vielleicht in einer ganz anderen Zeit gelebt haben.
    Also wer weiß, wie viele Nachrichten in den eigenen vier Wänden stecken???

  2. Ich fülle eine Zeitkapsel und packe ein:
    Einen 5,25 Zoll Diskettenlocher, eine „Space-Invaders“-Kassette für eine Atari-Konsole, eine Hörspielkassette „Jill und die Cowboyhexe“, ein vollständiges Panini-Sammelalbum „Fußball 82“, eine Autogrammkarte von einem dunkelhäutigen Michael Jackson, eine seltsame schwarze Scheibe mit so Rillen drauf und der Aufschrift „Modern Talking – The First Album“.
    Dann wäre ich den ganzen alten Plunder mal los. Wahrscheinlich wäre das für einen heute 18jährigen schon eine Kapsel aus der Urzeit .
    Und aus der Gegenwart lege ich noch gut gekühlt einen „Braunen Bär“ von Langnese und eine aktuelle Fernsehzeitschrift inklusive „Haialarm auf Mallorca“ bei.

    PS: Bloggerin, ich glaube Du bist die einzige, die ich kenne, die einen Mini-Disc-Player besitzt. War das nicht schon beim Kauf eine Rarität?

    PPS: Ndrehlerdonis, musste die Entlobte dann bis 1998 für den vollzogenen Geschlechtsakt Zeugen benennen, um Schadensersatz zu erhalten?

    1. Ich versuche, den nötigen Ernst für eine kompetente Antwort zu wahren:
      In der Tat ist die Deflorierte als Klägerin beweispflichtig. Das bedeutet, daß sie zunächst beweisen muß, daß sie bis zum Vollzug der vorgezogenen Hochzeitsnacht noch eine „unbescholtene Verlobte“ war. Außerdem muß sie darlegen und ggf. beweisen, daß der Beklagte – ihr früherer Verlobter – der Deflorierer war. Schließlich ist zu beweisen, daß der Verlobte ohne wichtigen Grund vom Verlöbnis zurückgetreten ist (Bsp.: „Schatz, es ist aus!“ – „Warum?“ – „Mir war danach.“) oder er etwas gemacht hat, wodurch die Verlobte einen Grund zum Rücktritt gehabt hat (Bsp.: Nach der Defloration: „Schatz, wußtest Du, daß auch unsere Nachbarin jetzt nicht mehr Jungfrau ist?“)
      Soweit mir bekannt ist, wurde Ende der neunziger Jahre tatsächlich auf dieses sogenannte „Kranzgeld“ geklagt. Angeblich war es ein Jurastudentenpärchen. Noch während des Verfahrens wurde der Paragraph vom Bundesverfassungsgericht für rechtswidrig erklärt und die Klage wurde abgewiesen.

  3. Ich würde in meine Zeitkapsel ein noch unverdünntes, heftig gezuckertes Bacardi Breezer packen, dazu eine „Rasmus“ CD, weil Gutes unvergänglich ist und dazu mein TB mit der Aufschrift: „Erst öffnen wenn sicher ist, dass ich auch schon wirklich tot bin“.

  4. Reinpacken würde ich ein paar nette Fotos, wie es heute aussieht, eine aktuelle Zeitung, ein Glas Honig (der sollte auch in Hundert Jahren noch genießbar sein), eine Flasche Bier (die wohl nicht mehr *gg*)und eine selbstgemachte Schatzkarte in einer völlig wirren Schrift verfaßt (die Bildschlagzeile würde ich nur zu gerne lesen).

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