Wer nicht fragt bleibt dumm

Beim gestrigen Familienfest in einem Strandrestaurant blieben ein paar Servierplatten voll Schnitzel und Schinken über. Es schien mir sinnvoll, die Reste mitzunehmen. Sie würden sonst entsorgt und bei tierischen Lebensmitteln sehe ich das nicht gern. Als die Serviererin die Platten abräumen kam, bat ich darum, das Fleisch mitzunehmen. Es wurde mir verweigert. „Das dürfen wir nicht“ bekam ich als Antwort auf meine Frage nach dem „Warum nicht?“ zu hören.

Heute wollte ich einen Artikel in der Kassenauslage bei Lidl fotografieren. Mein Smartphone hatte das Bild gerade scharfgestellt, als der Kassierer mich maßregelte: „Bitte keine Fotos machen!“ Ich sah ihn irritiert an: „Warum nicht?“ „Das ist nicht erlaubt“, antwortete er, aber diesmal ließ ich nicht locker: „Wieso nicht?“ Statt einer einleuchtenden Erklärung erntete ich Unwissenheit. Der ratlose Kassierer gab meine Anfrage an seine Kollegin weiter: „Jutta*, weißt du, warum keine Fotos erlaubt sind?“ „Ja,“ lautete ihre zügige Replik und meine Spannung stieg „… aber ich komm gerade nicht drauf.“

Außerhalb der Sesamstraße funktioniert das mit dem Dazulernen durchs Fragenstellen nicht so gut.

*Name geändert

Sternstunde

Elf Jahre fuhr der Mercedes durch Bayern. Er parkte an Straßenrändern, vor Bau- und Supermärkten, in Parkhäusern, nahe Restaurants, Kinos und sonstigen Orten, zu dem sein erster Besitzer ihn fuhr. Innen haben die Jahre der Nutzung Spuren hinterlassen: Der Sitzbezug ist hier und da verschlissen, das Amaturenbrett zeigt Gebrauchsspuren, der Fußraum ebenso. Von außen aber sah man dem Wagen das Alter nicht an: Der Stern stand gerade auf der Haube, der Lack war frei von Beulen und Kratzern. Nach über einem Jahrzent wurde der Mercedes an seinen zweiten Besitzer verkauft und wechselte dadurch vom größten ins kleinste Bundesland. Das war im April 2017. Das Foto enstand im Mai 2017. – Willkommen in Bremen!

Vodafones Daten-Drohne

Mit persönlicher Anrede und per Mail läd mich Vodafone zu einem Gewinnspiel ein. Als Preis winkt eine von 3 Parror Bebop 2 FPV Drohnen. „Beantworten Sie einfach unsere Frage, um bei der Verlosung dabei zu sein“ heißt es und ich folge dem Link hinter dem „Ich will gewinnen“-Button, wie Alice dem weißen Kaninchen.

Die Gewinnspiel-Website ist übersichtlich gestaltet. Vodafone will nur wissen, wofür ich das Internet am meisten nutze: E-Mails, Surfen, Social, Musik, Videos oder Games. Ich subsumiere „Recherche“ großzügig unter „Surfen“ und treffe meine Wahl. Da ich an weiteren Gewinnen, Infos und Aktionen nicht interessiert bin, lasse ich die Eingabefelder für personenbezogene Daten frei, lese die Teilnahmebedingungen und bestätige, dass ich am Gewinnspiel teilnehmen möchte.

Den Haken vor der Einwilligung, dass meine Bestands-, Nutzungs- und Verkehrsdaten für individuelle Beratung, Werbung, Angebote und Marktforschung genutzt werden und man mich telefonisch, per E-Mail, Messenger, SMS und MMS über Angebote informieren darf, setze ich bewusst nicht und frage mich, ob es Menschen gibt, die in blinder Gewinnspiellaune alles ungelesen akzeptieren und bereitwillig ihre Daten rausgeben. Zweifellos der einzige Zweck dieser Vodafone-Gewinnspielwochen, denn wie ich nach einem Klick auf „Mitmachen und gewinnen“ erfahre, ist ein Mitmachen und gewinnen ohne die Eingabe meiner personenbezogenen Daten und der Zustimmung zur Beratung gar nicht möglich:


Soviel zu der Behauptung „Beantworte einfach unsere Frage und Du bist automatisch bei der Verlosung dabei“.

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Pest- und Cholera-Tee

Als sich vor 3 Wochen eine Erkältung in meinem Körper ausbreitete, begann ich mir regelmäßig Tee(beutel) aufzubrühen. Erst den Erkältungstee und später den Husten- und Bronchialtee von altapharma. Letzterer führte nach einigen Tagen zu allergischen Reaktionen um die Mundwinkel, also wechselte ich zu Pfefferminze, Kamille und anderen Kräutertees bevor ich mich durch das reichhaltige Angebot von Rossmanns King’s Crown probierte. Derzeit bin ich Fan der „Sonne Afrikas“ (Grüner Rooibostee). Der recht frische Frühling ist vermutlich mit ursächlich dafür, dass ich dem Tee auch nach der Genesung treu blieb. Mindestens 6 Becher trinke ich seither täglich und das mit einem gutem Gefühl, denn ich trinke ihn ungesüßt und erfülle damit mein gesundheitliches Soll der Flüssigkeitszufuhr. Alles bestens, dachte ich. Dann googelte ich nach „Schadstoffe“ und „Tee“ und weg war das gute Gefühl.

In einer Vielzahl Tees wurden Pyrrolizidinalkaloide (PA) gefunden (Quelle). PA ist ein pflanzeneigenes Gift zum Schutz vor Fressfeinden und landet durch mitgeerntete Wildkräuter im Teebeutel. Es kann Krebs verursachen, wirkt lebergiftig und erhöht langfristig das Risiko einer Leberzirrhose. Bekämpft man die unliebsamen Kräuter mit chemischen Vernichtungsmitteln, gelangen Pestizidrückstände in den Tee, welche ebenfalls krebserregend sind. Das ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Ingwer-, Gewürz- und Früchtetee waren in Schadstofftests (bisher) unauffällig, begeistern mich allerdings geschmacklich nicht. Zwar gab es auch Kräuter-, Rooibos- und grüne Tees, die einer Prüfung standhielten, aber ich will vor dem Teeregal nicht erst Testergebnisse recherchieren müssen, bevor ich zugreife. Das Schöne war ja gerade die großzügige Auswahl, doch meine aufkommende Freude am wilden Durchprobieren der diversen Sorten wurde jäh im Keim erstickt. Das ist traurig. Ich hab das Gefühl, dass das zunehmende Angebot an Nahrungsmitteln mehr Einschränkung als Freiheit mit sich bringt und die Menge an bedenklichen Inhaltsstoffen proportional zunimmt.

Ab und an werde ich mir ein Tässchen Tee noch genehmigen, auch wenn es mit Schadstoffen belastet ist. Die Dosis macht das Gift. Mit wirklich gutem Gewissen trinke ich aber nur noch mein Lesmona Mineralwasser aus der Glasflasche. Allerdings hab ich das noch nicht gegoogelt.

Verdacht erregt

Die Söhne Mannheims kommen am 13.05.2017 nach Bremen und treten ab 20 Uhr im Pier 2 auf. Eigentlich wollte der öffentlich rechtliche Radiosender Radio Bremen Vier das Konzert präsentieren, hat sich jetzt aber aufgrund einiger Passagen eines Liedes („Marionetten“) dagegen entschieden und distanziert sich öffentlich von Xavier Naidoo. (Andere Bandmitglieder werden in der online abrufbaren Stellungnahme nicht namentlich genannt.)

Nachdem ich den Artikel auf der Website gelesen hatte, suchte ich im Internet nach dem Liedtext und war fassungslos. Fassungslos darüber, wie perfide der Artikel Passagen und Randinformationen präsentiert, um den Sänger in ein „rechtes Licht“ zu rücken. Schon der erste Absatz nach dem Prolog erweckt den Eindruck, in dem zur Diskussion stehenden Song wird zur Gewalt gegen alle Politiker aufgerufen:

In „Marionetten“ werden Politiker als „Hoch- und Volksverräter“ bezeichnet und zu Gewalt aufgerufen: „Wenn ich so einen in die Finger krieg, dann reiß ich ihn in Fetzen!“ (Quelle)

Ganz schön brutaler Text, – den Radio Bremen Vier da verfasst hat. Es ist ja nicht so, dass solch eine Stellungnahme von einem unerfahrenen Praktikanten getippt wird, der seine Zeilen dann unkontrolliert ins Netz stellen darf. Da stehen erfahrene Journalisten dahinter. Menschen, die genau wissen, was eine solche Zitatabfolge für ein Bild erzeugt und sich bewusst für diese Wirkung entscheiden, obwohl die Wahrheit eine andere ist. In Wahrheit bezieht sich die Gewaltfantasie nämlich auf die Männer hinter dem Pizzagate. Nicht auszuschließen, dass auch das Politiker sind. Politiker sind ja bekanntlich nicht alles Gutmenschen. Es gibt schlechte Menschen unter ihnen. Richtig schlechte Menschen, aber wenn man sich wünscht, diesen Menschen den Garaus zu machen, dann darf man das offenbar nur auf der Kinoleinwand ungestraft tun.

Der Weser Kurier (Bremer Tageszeitung) berichtet auch über den Skandal. Er zitiert viel Kritik an dem Sänger und dieselben Liedzeilen, wie Radio Bremen Vier. Im Gegensatz zum Sender allerdings komplett, wodurch sich die vermeintliche Meinungsäußerung plötzlich als Beobachtung des Sängers darstellt:

In dem Stück heißt es über Politiker unter anderem: „Teile eures Volks nennen euch schon Hoch- beziehungsweise Volksverräter.“ (Quelle)

Auch der Text zum Pizzagate wird vollständig abgedruckt (am Ende des Artikels).

Diesen Weg hätte Radio Bremen Vier ebenfalls gehen können. Nach der Devise „weniger ist mehr“, entschied man sich jedoch dafür, dem Leser den vollständigen Blick auf den Stein des Anstoßes vorzuenthalten. Statt zum Liedtext, verlinkt man lieber auf einen Artikel über Reichsbürger. Schon im Prolog schreibt der Sender, dass Mitglieder der Reichsbürger und der NPD den Song fleißig im Netz feiern. Und diese Menschen können ja bekanntlich nicht irren, also muss das Lied rechtes Gedankengut verbreiten. Wenigstens „einige Passagen“, wobei, so ganz sicher ist man sich da nicht, Radio Bremen Vier findet die Zeilen aber zumindest „verdächtig“.

Ich finde das Verhalten des Senders verdächtig. Der Unterschied zum Liedtext ist allerdings, dass es nicht aus dem Zusammenhang gerissene Passagen sind, die mir zu denken geben, sondern der komplette Artikel darüber.

Jung und dumm

Neulich im Drogeriemarkt stand ich kopfschüttelnd vor diesem Aufsteller:


Nichts gegen die beiden Mädchen, aber das mit ihnen beworbene Produkt ist doch wohl ein Witz. Was bitte wird da für knapp 5 Euro verkauft? Ein Plastikhaarband!? Überseh ich hier irgendwelche innovativen Eigenschaften, die andere Spiralhaarbänder nicht bieten? Ist der unpraktische Anhänger aus echtem Gold? Ein Geocoin? Handgeklöppelt? Was bitte macht diesen China-Import so teuer? Ein eingebauter GPS-Sender wird’s wohl nicht sein, wenn der Artikel mit „traceless“ (spurlos) beworben wird.

Kein ehrbarer Mensch, der andere nicht für total bescheuert hält, kommt auf die Idee, so etwas zu verkaufen. Das Angebot ist eine öffentliche Ohrfeige für die Zielgruppe und als solche eine Frechheit. Für wie dumm hält man unsere Jugend?

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Die Fressfeinde der Birkenwanzen

Birkenwanzen sind diese kleinen braunen Insekten, die nach Holz riechen, wenn man sie zerdrückt oder sie sich in Gefahr wähnen. Aufgrund dessen bezeichnen sie einige auch als Stinkkäfer (obgleich Wanzen keine Käfer sind). Sobald es wärmer wird, kommen die Plagegeister aus ihren Löchern und bevölkern in Scharen meinen Balkon und die Fensterscheiben. Wie ihr Name vermuten lässt, steht die Präsenz der Wanzen in Verbindung mit Birken und eine solche wächst direkt vor meinem Balkon. Auf den Ästen jener konnte ich die Woche über verfolgen, wie eine Gruppe Dohlen akribisch und ausdauernd das Holz bepickte. Als ob Vogelfutter darauf kleben würde. Wir haben einige Bäume im Garten zur Auswahl, aber dieses Schauspiel bot sich nur auf Birken. Eine Beobachtung, die ich bis zu diesem Jahr noch nicht machte, mich aber mit großer Freude erfüllt. Ich hoffe, dass Dohlen die Fressfeinde der Birkenwanzen sind!

Frische Fünf

Dosenravioli und Tiefkühlpizza sind keine Lebensmitteln, die ich mit dem Wort „frisch“ assoziiere, auch wenn Letztgenannte damit beworben wird, dass sie „im Ofen frisch hochbackt“.
Im Lidl-Werbeprospekt präsentiert der Discounter jede Woche seine sogenannten „Frischen 5“. Diese Woche (04|2017) sind das unter anderem Ravioli und Fertigpizzen. Dabei lässt Lidl selbst keinen Zweifel daran, was der Verbraucher unter „frisch“ zu verstehen hat und illustriert die Seite mit Tomaten, Auberginen, Paprika, Äpfel und Radieschen. Darunter steht in Kleinschrift: „Abgebildete Obst & Gemüse-Artikel dienen nur als Beispiel“.

Eiskaltes Kopfgeld

Auch in diesem Jahr fällt mir wieder auf, dass die Menschen bei vereisten Autoscheiben erst mal den Motor anlassen und dann mit dem Freikratzen beginnen. Das ist nicht ohne Grund verboten (§ 30 StVO) und mir kann keiner erzählen, dass er das nicht weiß. (Mehr Info)

Dabei könnte man dieses Problem so leicht aus der Welt schaffen: Einfach das Bußgeld auf 100 Euro anheben und davon 50 Euro an denjenigen auszahlen, der den Verstoß dokumentiert und meldet.

Angst vor Spinnen

Es ist in unseren Breitengraden völlig überzogen Angst vor Spinnen zu haben. Die Tiere tun einem nichts. Dennoch kann auch ich mich – trotz dieses Wissens – nicht davon freimachen zu erschrecken, wenn ich unerwartet auf eine Spinne treffe.

Allerdings hatte ich kürzlich kein Problem mit einer Spinne unter meinem Schreibtisch. Sie hatte sich dort in einer Ecke häuslich eingerichtet und störte mich nicht. Erst als sie eines Tages nicht mehr in der Ecke saß, missfiel es mir.

Das war eine interessante Erkenntnis. Ich glaube, die Furcht vor Spinnen hängt mit einem unliebsamen Kontrollverlust zusammen. Spinnen können sich schnell bewegen. Sie sind klein, verschwinden rasch aus dem Blickfeld und manche springen sogar unvermittelt durch die Gegend. Das überrascht, erschreckt und macht es schwer sie im Auge zu behalten.
Schnecken beispielsweise kriechen langsam und können sich unserem Zugriff nicht durch rasche Bewegungen entziehen. Wir haben die Kontrolle und verspüren höchstens Eckel, aber keine Angst vor ihnen.

Vom Aussehen her schrecken mich Spinnen nicht. Vom Kopf her, weiß ich, dass sie keine Gefahr darstellen. Würden sie so langsam krabbeln wie Marienkäfer, gäbe es diesen Text hier nicht zu lesen.