Falsche Geheimzahl

„Ups…“ entwich es meinen Lippen am Mittag vor einem der neuen Überweisungsautomaten. Falsche Geheimzahl blinkte mir auf dem Display entgegen. Da muss sich wohl eine Unachtsamkeit in meine Handlung eingeschlichen haben. Bei der Hitze auch kein Wunder. Also noch einmal! – Wieder falsch!? Jetzt wurde ich unruhig. Nach der Devise: Besser kein Risiko eingehen, ließ ich es darauf beruhen und gab die Überweisung am Schalter ab.
Auf der Heimfahrt führte meine Selbstdiagnose zu der Erkenntnis, dass ich keine meiner Geheimnummern spontan aufsagen kann. Auch die Eingabe des Handy-Pins passiert einfach. Bei solchen Vorgängen wirkt mein Unterbewusstsein. Nicht die Zahlen merkt es sich, sondern die Tastenkombination. Und plötzlich wurde mir klar, warum dieses System in der Bank versagt hatte: Der Überweisungsautomat hat die Benutzeroberfläche einer Computertastatur, der Geldautomat die eines Telefons. Vergleicht das mal!

Erwachet!

Morgens, halb zehn in Deutschland:

Ich lag noch im Bett – erst seit 3 ½ Stunden – um wenigstens etwas Schlaf vor der Klausur zu bekommen, da klingelte es an der Tür. Wer kann das sein? Postbote? Päckchen? Ich schlurfte zur Sprechanlage: „Guten Morgen!?“ – „Guten Morgen! Mein Name ist (hab ich vergessen). Ich wollte Sie einmal fragen, ob Sie glauben, dass es eine Regierung gibt, die alle Interessen der Menschen vertritt?“ – Studentin? – Zumindest war die Antwort leicht: „Nein.“ – Wahlhelferin? – „Wenn ich Ihnen mal einen Auszug aus der Bibel vorlesen dürfte?“ – Jehovas Zeugin! – Kaum war ihre Angehörigkeit aufgeklärt, legte sie auch schon los.

Vielleicht hätte ich meine Sprechanlage allein und sie einfach lesen lassen sollen. So, wie es ihr heute noch öfter passieren wird, wenn sie Glück hat. Wenn sie Pech hat, darf sie sich wüste Beschimpfungen an den Kopf werfen lassen und wird dennoch freundlich bleiben. So unerschütterliche Zeugen sieht man als Jurist selten.
Im Gegensatz zu den meisten ihrer heutigen Auserwählten hatte ich einen für sie nachvollziehbaren Grund, ihre Bekehrung zu unterbrechen: „Bitte entschuldigen Sie mich, aber ich bin Studentin und schreibe in wenigen Stunden eine Klausur, auf die ich mich noch vorbereiten muss.“ – Vom anderen Ende der Leitung wurde mir sofortiges Verständnis entgegengebracht. „Darf ich Ihnen den noch eine Ausgabe unserer Zeitschriften in den Briefkasten werfen?“ Na, aber sicher! Wachturm und Erwachet, die Kulthefte schlechthin! Keiner liest sie, aber alle kennen sie. „Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Klausur und vielleicht passt es Ihnen ein andermal?“
Ich kann’s kaum erwarten. Kostenloses Heimbibelstudium bei Tee und Keksen. Jippie Jehova!

Juristen, geht wählen!

Heute war der Tag! Heute sollte ich über die Zukunft der Bremer Universität entscheiden, einen Weg aufzeigen, die Wende einläuten – kurz: Wählen gehen!

Aufgrund der bisherigen Wahlbeteiligung von nur 7,1% (!!!) wurden die Wahlen bis Dienstag verlängert. Im Hörsaal hatte der „AStA für alle“ am Morgen Flugblätter für die wahlfaulen Kommilitonen verteilt und hoffte mit der großzügigen Überschrift „Juristen, geht wählen!“ auf Besserung. Während der Vorlesung schmiedete ich den Schlachtplan.

Welche Informationen hatte ich bis jetzt erhalten? Letzte Woche erfuhr ich von der Naturwissenschaftsliste und dem AStA. Seit heute kommt der „AStA für alle“ hinzu und in der Uni hingen noch Plakate von der „Feministischen Liste“ und der „Liste gegen Rechts“. Hört sich schon mal gut an. Aber wen soll ich jetzt wählen? Und sind das überhaupt schon alle? Vielleicht sollte ich einfach überall ein Kreuz machen, dann wird keiner benachteiligt und die Chance zu gewinnen ist viel größer! – Vielleicht aber auch nicht. – Am Ende der Vorlesung hatte ich mich dann entschieden: Ich entscheide mich spontan!

Der Gang zur Wahlurne war ein bedeutender Gang. Ich spürte förmlich, wie all die Hoffnung auf mir lastete. „Jede Stimme zählt!“ hallte es durch den Raum. Das Lächeln der Wahlhelferin symbolisierte deutlich: Sie hatten auf mich gewartet! Selbstsicher lächelte ich zurück, denn ich wusste, was zu tun war. Entschlossen griff ich zum Kugelschreiber. Jetzt war der Moment gekommen! Ich setzte an, und … „Hast Du Deinen Wahlausweis dabei?“

Mist!

Payback

Seit gut einem Jahr bin ich eifriger User des PAYBACK-Systems. Trotz der 25 Partnerunternehmen kommt meine Punkte Sammelkarte leider nur bei dreien zum Einsatz. Aber dennoch, meine Punkte steigen stetig!

Die regelmäßig zugesandte Auflistung der Sammelaktion hat die Form eines Kontoauszugs und bringt meine Augen jedes Mal zum Leuchten! So hab ich doch letztens bei Galeria Kaufhof ganze 9 Punkte gemacht! Das ist aber noch gar nichts gegen meine 44 Punkte bei DEA. Da hüpft das Herz! Selbst überrascht war ich über meinen stattlichen Sammelerfolg bei real,-: 209 Punkte!! – Mein aktueller Punktestand liegt dadurch bei 262 Punkten!

Der Wahnsinn!! Und das schon nach einem Jahr! Da hat die PAYBACK-Werbebroschüre wirklich nicht zuviel versprochen:

„Leben wie immer. Sammeln wie noch nie. – PAYBACK – Leben bringt Punkte.“

Wie viel mir mein Leben bisher gebracht hat, ist allerdings nicht leicht in Erfahrung zu bringen. Nach hartnäckiger Suche finde ich schließlich den entscheidenden Absatz: Ich erhalte von PAYBACK pro Punkt … 1 Cent! – Mhm.
Jetzt dämmert mir, warum die Payback-Kontoauszüge Punkte listen und kein echtes Geld. 2,62 Euro bringen meine Augen irgendwie nicht zum Leuchten.

Feldbusch kontra Schwarzer

Verona Feldbusch kontra Alice Schwarzer. Ein Thema, das die Welt bewegt. – Zumindest heute.

RTL stellte in „Explosiv“ ganz klar Verona auf’s Siegertreppchen des gestrigen „Kampfes“ in der Johannes B. Kerner Show. So weit wäre ich nicht gegangen. Mir gingen beide auf die Nerven. Verona fiel Alice ins Wort, Alice fiel Verona ins Wort und beide fielen sie Johannes ins Wort. Eine äußerst anstrengende Diskussion. Selbst für die Zuschauer.

So ganz Unrecht mag die Schwarzer allerdings nicht haben. Das barbusige Frauenpüppchen wird schon seit einiger Zeit fleißig in unserer Gesellschaft publiziert. Wie lange ist es her, dass ein Mann in Badehose das Cover der TV-Movie zierte? Und wie häufig ist dieser Anblick im Vergleich zu den gut gebauten Models im knappen Bikini?

Das Thema ließ mich nicht los. Auf MTV streckte mir Mariah Carey in ihrem Loverboy-Musikvideo stolz ihre modellierte Brust entgegen und jeglicher Versuch meinen Blick angestrengt auf ihr Gesicht zu richten, wurde zunichte gemacht, indem ihre eigenen Hände alle 2 Sekunden über die prallen Rundungen glitten. Dazu noch ein paar piepsige Tönchen aus der Goldkehle und die „perfekte Frau“ strahlte einem auch hier wieder entgegen. Offensichtlicher brachte es nur noch die „Guten Abend RTL“ (Nord) – Wetterfee auf dem Punkt, die trug bei ihrer Ansage ein T-Shirt mit dem Aufdruck: „Thank God I’m beautiful“

Keine Ahnung wie morgen das Wetter wird.

AS Info-Veranstaltung

Ich komme gerade von einer… wie soll ich es nennen? – Verkaufsveranstaltung!

Etwa 1 1/2 Stunden versuchten mich zwei äußerst engagierte „Verkäufer“ von einem Produkt namens AS zu überzeugen. Um die Präsentation möglichst anschaulich zu gestalten, bedienten sich die Vortragenden Müller und Müller eines Notebooks in Verbindung mit einem Tageslichtprojektor. Auf Knopfdruck schoben sich so, recht elegant, ausgewählte Worte auf die hohe Wand des Saales, und Bilder erschienen wie aus dem Nichts. Ich kam nicht umhin, mir Gedanken zu machen: Ob sie das mit PowerPoint programmiert haben?

Müller und Müller waren trotz ihrer Namensgleichheit leicht zu unterscheiden. Der eine trug ein lila Hemd und hatte eine Brille. Der andere trug ein rosa Hemd und hatte keine Brille. Müller m.B. nahm sich Themen wie „Inselhopping“ an und ließ keinen Zweifel daran, dass AS sich durch absolut flächendeckende Behandlung von anderen Anbietern abhebt. Müller o.B. setzte mit „super Connections“ noch einen oben rauf. Oder ist das vielleicht eine Art Flashprogrammierung?

Für nur 225,- DM im Monat erschloss sich einem die Chance auf ein Systemverständnis plus Optimierung und ergänzend dazu wurden sogar noch parallele Zusatzveranstaltungen angeboten!
Am Ende der AS-Info-Veranstaltung bekam ich jedoch nicht einmal ein Kaffeeservice oder eine Wurstplatte geschenkt! Stattdessen eine Loseblattsammlung mit Grundstrukturen und Aufbauschemata im Zivilrecht. Ich hab es trotzdem mitgenommen. Kann ja nicht schaden. Und vielleicht lass ich mir die Sache mit dem Alpmann Schmidt Jura Repetitorium (=Unterricht zum Zwecke der Wiederholung des dargebotenen Stoffes) mal durch den Kopf gehen. Die Präsentation war ja sehr eindrucksvoll.

PS: Laut Information einer Kommilitonin sollen die Wahlen angefochten werden.

Spannende Politik

Politik! – Gibt es etwas Spannenderes? – Mit Sicherheit ja! Aber seitdem in der Uni die Wahlen (zum Studienrat, Akademischen Senat und zu den Fachbereichsräten) begonnen haben, muss ich meine bisherige Ansicht noch mal überdenken.

Da tauchte doch heute ein Herr Ballandis von der Naturwissenschaftsliste zu unserer Haftung- und Schadensrecht Vorlesung auf und verkündete (mit dem Einverständnis des Profs), dass die Wahlen begonnen haben und wir die 20% Wahlbeteiligung vom letzten Mal unbedingt überbieten müssten, weil sich dringend etwas ändern muss. Was sich ändern muss schob er gleich hinterher: Der AStA (allg. Studentenausschuss)! Dann begann er mit einer Aufzählung von schier unglaublichen Handlungsweisen des AStAs und der AStA-Koalition. Es fielen Worte wie: Rechtswidrige Aktivitäten, veruntreute Gelder, Selbstbedienung, Unterdrückung der Opposition usw. Das meiste waren Fremdwörter für mich aber die Quintessenz war eindeutig: Der AStA lässt es sich auf Kosten der Studierenden gut gehen, zahlt sich selbst ’nen Haufen Kohle und tut nichts dafür.

In dem Moment wurde mir klar: Ich muss AStA-Mitglied werden!
Bevor ich diesen Gedanken noch näher ausbauen konnte, wurde eine Frauenstimme hinter mir laut und störte den Vortrag: „Ich möchte das jetzt nicht hören! Ich bin hier um BGB zu lernen. Würdest Du bitte sofort damit aufhören!?“ Ihr Ton war fordernd und aggressiv. – Hey! Vielleicht war sie beim AStA!?

Ballandis allerdings wollte seine Vorstellungen von einer neuen und besseren Welt noch zu Ende bringen und sprach weiter. Erneut wurde er scharf unterbrochen. Als er dann immer noch nicht schwieg, erhob sich die Rothaarige aus der Reihe hinter mir und nahm Kurs aufs Rednerpult. Es wurde unruhig im Hörsaal. Was hatte sie vor? Will sie ihn jetzt aus dem Raum zerren oder gar schlagen? Ihrem entschlossenen Gang nach zu urteilen, war diese Möglichkeiten allemal drin! Sie löste das Problem zu meiner „Enttäuschung“ jedoch unspektakulärer und schaltete Ballandis‘ Mikrofon ab. Natürlich verlor dieser einige Worte über das Geschehen, bevor er sich wieder seinem eigentlichen Thema widmete: Den Wahlen. Mhm… Hier lag etwas in der Luft. Die Kommilitonin reagierte prompt auf soviel Hartnäckigkeit. Sie würde nicht aufgeben, eh Ballandis den Saal verlassen hätte und Ballandis würde nicht aufgeben, eh… ja,.. eh der Professor die Situation entschärfte und dem Vortragenden einen abschließenden Satz gewährte (Spielverderber!).

PS: Es regnet.

Letztes Geleit für Twinky

Das Umfrageergebnis auf meiner Homepage hat mich wirklich überrascht. 62% wollen Twinky in der Mülltonne bestatten!!!

Dem konnte ich natürlich nicht nachgeben. Das hätte ich nie über’s Herz gebracht. Mir tut der Tod des Vogels unheimlich leid. Irgendwie fühle ich mich verantwortlich, weil es mein Fenster war, welches ihm das Leben kostete. Dank eines Vogelkundebuches, weiß ich jetzt auch, mit welcher Sorte ich es zu tun habe. Es ist eine Drossel. War eine Drossel.

Ich habe Twinky heute Abend eine Seite auf meiner Homepage gewidmet. So bekommt sein Ableben noch einen Sinn und irgendwie erhält der Vogel dadurch eine gewisse Existenz zurück.

Von meinem Fenster aus kann ich sein Grab sehen. Ich hoffe, ich werde so etwas nie wieder tun müssen. – Jetzt warte ich auf Regen, damit er das Blut von meinem Balkon wäscht.