Ich hätte gerne …

Kann sich noch jemand an den Mann aus der Sesamstraße erinnern, der Geräusche nachahmen konnte? Wenn er einen Wecker kaufen ging, sagte er zum Verkäufer: „Ich hätte gerne einen..“ und dann öffnete er seinen Mund und es ertönte das Klingeln eines Weckers. Derselbe Spaß natürlich auch beim Kauf eines Telefons und allem, was sonst noch Geräusche macht.

Diese Erinnerung kam mir heute wieder in den Sinn, als ich in der Drogerie ein Mädchen sagen hörte: „Ich hätte gerne Pss-Pss-Gel.“

Diese kleinen Momente

Es sind diese kleinen Momente im Leben …

Man steht gerade in der Umkleidekabine einer Edelboutique wie Orsay, Pimkie oder New Yorker und hofft, dass die Größenangabe hält was sie verspricht, damit einem nach dem Kauf, der Weg zum Schneider erspart bleibt, um die Taille enger und Hosenbeine kürzer machen zu lassen.

Ich habe mir einen Jeans-Overall ausgesucht. 69 EUR sind zwar viel Geld für ein Kleidungsstück, mit dem man sich schon im nächsten Jahr nicht mehr auf die Straße wagen darf, ohne als „out“ beschimpft zu werden, aber auf diesem Ohr bin ich ja sichtbar taub. – Im Laden herrscht reges Treiben. Menschenmassen drängen sich in respektvollem Abstand vor den Umkleidekabinen. In einer davon wird meine Hoffnung erneut enttäuscht. Kurzer Seufzer, dann entledige ich mich dem ehemaligen Objekt der Begierde.

In äußerst spärlicher Bekleidung – die ein Slip mit BH darstellt – schlüpfe ich soeben aus dem letzten Hosenbein, als ein 3-jähriger Junge im Spieltrieb meinen Vorhang aufreißt. – Es sind diese kleinen Momente im Leben, …

auf die ich gut verzichten könnte.

Weniger ist nicht mehr

Seit 3 Monaten leben wir nun mit dem Euro und unsere Befürchtungen sind zur Gewissheit geworden: Der Euro hat tatsächlich alles teurer gemacht!
Ob Lebensmittel, Kleidung, Büromaterial, Benzin … Kaum eine Sparte ist nicht der Preiserhöhung zum Opfer gefallen. Überall vernimmt man das Wehklagen gebeutelter Verbraucher, Reportagen im Fernsehen, wissenschaftliche Studien zum Preisanstieg, Belege, Beweise, Tatsachen: Ein Käufer muss heute tiefer in die Tasche greifen, als noch vor einem Jahr. Alles ist plötzlich mehr wert.

Neben dieser unliebsamen Wertsteigerung, gibt es jedoch ebenso Dinge die weniger geworden sind: Die Rente zu Beispiel. Auch die Zinsen fürs Sparkonto sind gesunken. Schnäppchen sind weniger geworden, Last Minute-Angebote, die Anzahl großer Konzerne reduziert sich durch Insolvenz und häufig fiel auch schon der Satz: „Der Lohn ist nur noch die Hälfte wert!“

Wem das nicht als Ausgleich genügt, dem bleibt nur die Erinnerung an die gute alte Zeit.

Oscar 2002

Die 74. Oscar-Verleihung liegt hinter uns. Wie einst Gwyneth Paltrow, so wird uns diesmal wohl Halle Berry in Erinnerung bleiben. Ihr Auftritt zeigt, dass der Academy Award für die meisten Schauspieler den Höhepunkt ihrer Karriere darstellt. Wie ich jedoch lesen durfte, bescherte er etwa 60% der Gewinner eher das Gegenteil: Nachdem Gwyneth 1999 den Oscar bekommen hatte brauchte es 2 Jahre, bis es zum nächsten Film kam. Wann sahen wir Kim Basinger zuletzt? Roberto Begnini?

Das Fatale an einem Oscar ist die Tatsache, dass ein Schauspieler nicht mehr jede beliebige Rolle annehmen kann. Von dem Preisträger wird erwartet, seinen Erfolg nicht nur zu wiederholen, sondern am besten noch zu überbieten. Bleiben gute Rollenangebote aus, so gerät er in Vergessenheit oder läuft Gefahr, mit schlechten Filmen seinen Ruf zu ruinieren. Beispiel: Kevin Costner.

Am schlimmsten trifft die Trophäe die besten Nebenrollen. Meist Newcomer, deren Gage daraufhin in die Höhe schnellt. Wächst der Bekanntheitsgrad nicht mit, dann ist vielen Produzenten das Risiko zu hoch, mit solch talentierten „Nobodys“ einen Film zu drehen.

Da kann ich wohl nur froh sein, dass ich dieses Jahr leer ausging.

Internationaler Frauentag

Heute war also der internationale Frauentag. Muss eine ziemlich spontane Idee gewesen sein, denn in meinem Kalender findet sich kein Hinweis darauf. Am 14. Februar stand noch groß Valentinstag drin. Davor wurde der Aschermittwoch, Fastnacht und Rosenmontag erwähnt. Am 8. Februar sah ich sogar den Vermerk: Olympische Winterspiele in Salt Lake City. Am 12. Mai wird der Muttertag genannt, aber vom internationalen Frauentag keine Spur.

Gab es den letztes Jahr auch schon? Wieso hab ich davon nichts mitbekommen? Was wird an diesem Tag gemacht?

Valentinstag ist klar: Blumen kaufen und ganz lieb zum Partner sein. Muttertag ist auch klar: Blumen kaufen und ganz lieb zur Mutter sein. (Vatertag übrigens: Bier kaufen, keine Blumen!) Und am Frauentag? Feiern wir da unsere Weiblichkeit? Unsere Gebärfähigkeit? Unsere errungenen Rechte? Unser Bestehen in einer Männergesellschaft? Oder sollen wir uns gar von eben dieser feiern lassen?

Dagegen spricht, dass der Weltfrauentag kein freier Tag ist. Anders als der Tag der Arbeit, der Deutschen Einheit, Vatertag und Muttertag, der ohnehin immer auf den Ruhetag der Woche fällt. Das könnte daher für einen Tag der Tat sprechen. Nicht feiern, sondern handeln wäre angesagt. Etwa durch die Straßen ziehen, wie am Nikolaustag und zu Halloween, oder sich etwas Kreatives einfallen lassen, wie am Valentinstag. Vielleicht wird von den Frauen erwartet, für ihre Rechte einzustehen? Lohngleichheit zu fordern? Die Emanzipation voranzutreiben? (siehe Rhinospray-Werbung) Ich weiß es nicht.

Als Frau dieser Welt, werde ich den Weltfrauentag einfach als meinen Tag begreifen. Dann wähle ich selbst, wie ich ihn begehe: Welt retten, Party machen, fleißig sein, faulenzen oder Weichen stellen. Da entscheide ich mich jedes Jahr spontan!

Momente des Fortschritts

Kann sich noch jemand an die Zeit ohne Privatfernsehen erinnern? Oder daran, dass es Musik nur auf Kassette und Schallplatte zu kaufen gab? Viel zu schnell vergisst man die Momente, in denen man zum ersten Mal den PC einschaltete, einen Film auf DVD kaufte, an der Ampel den grünen Pfeil leuchten sah oder seinen warmen Kakao aus einer Mikrowelle nahm. Zur Erinnerung habe ich daher einen Screenshot von dem Fortschritt gemacht, der mir heute im Fernsehen begegnete:

Obst und Gemüse

Naddel ergreift im RTL-Sendeformat Explosiv Partei für ihren Ex-Freund Dieter, der vom Teppichluder in einer Boulevard-Zeitschrift als schlechter Liebhaber bezeichnet wurde. Zitat der Verkäuferin für Bodenbelag: „Ich habe „ihn“ kaum gespürt…“ Grund genug für die Illustrierte daraus ein Gewinnspiel zu machen, in dem der Leser raten darf, ob Dieters „bestes Stück“ einer Möhre, einer Banane oder einer Gurke gleichkommt.

Naddel findet diesen Vergleich primitiv: „Das geht zu weit!“ Dass dieser Einwand ausgerechnet von der Frau kommt, die im November 2001 in einer Sat.1 Show ihre Brüste wiegen ließ (ich berichtete) und das Resultat in Form einer Honigmelone präsentierte, zeigt die Vielschichtigkeit der eigenen Wahrnehmung.

Gut gefüllt

Wenn das Internet das Universum ist, dann sind manche Links wie Wurmlöcher in eine fremde Galaxie. Sie treten plötzlich und unerwartet auf und ziehen einen in ein Paralleluniversum, wo man an die Grenzen seiner Vorstellungskraft geführt wird.

Ich bin solch einem Phänomen in einer Linkliste begegnet, die sich auf einer Homepage für Programmiersprachen befand. Mit einem Klick trat ich in die Welt einer 36-jährigen, deutschen Hausfrau ein, die über ihre Website, neben getragenen Slips (Stück zwischen 10-20 €), auch Kondome mit dem Hinweis „gut gefüllt“ vertreibt.

Was zeigt uns das? Es ist die Bestätigung einer einfachen Gleichung:

Andere Galaxien = Andere Völker = Andere Sitten

Regen, Regen, Regen, Sturm

Weil am Morgen eine Klausur im Familien- und Erbrecht auf dem Plan stand, war der Tag per se schon mal kein Highlight meines Lebens. Dass man diesen schlechten Start aber noch toppen konnte, hätte ich nicht gedacht. Leider wurde ich eines Besseren belehrt.

Erstmal brach ein Platzregen über mich herein, als ich gerade unterwegs zur Uni war – mit dem Fahrrad. Durch die heftigen Orkanböen kam das Gute nicht nur von oben, sondern auch von vorn, links und rechts. Natürlich NIE von hinten, denn das hätte ja Rückenwind bedeutet und mich eventuell schneller vorwärts kommen lassen. Es war wie Fahrradfahren im Fitness-Center: Man radelt und radelt und kommt doch nicht vom Fleck. Allerdings war’s nasser. So nass, dass ich vollkommen aufgeweicht in der Uni ankam. (Nachdem mich der Sturm noch 2 mal in die Böschung geweht hatte.)

Während der 3-stündigen Klausur habe ich vor Eiseskälte durchgehend gezittert wie Espenlaub. Bei dem verzweifelten Unterfangen, mich mit meiner (klitschnassen) Jacke zu wärmen, sogen sich meine Arbeitsblätter und Gesetzestexte voll Wasser. Zum Schluss gab ich eine leicht gewellte Klausur ab und hoffte, dieser Horror hätte nun ein Ende. Doch Hoffnung ist eine zerbrechliche Sache. Der Versuch, mir mit guter Musik noch den Tag zu retten, brachte nur eines hervor: Die Erkenntnis, dass mein Mini-Disc-Player (Wert 400 DM) aufgrund von Feuchtigkeit seine Funktion dauerhaft eingestellt hatte. Aber immerhin regnete es nicht mehr!

Ich schwang mich auf mein Rad und trat den Heimweg an. Keine 2 Minuten darauf regnete es wieder. Immerhin hatte ich jetzt Rückenwind.

Sparsam wird man Rechtshistorikerin

Wie wird aus einer schnöden Jurastudentin im Handumdrehen eine Rechtshistorikerin an der Universität Bremen?
Sie besucht die Zivilrechtsvorlesung des Prof. Dr. Derleder und ist dabei ausgestattet mit dem aktuellen BGB des Beck-Verlags. Keine 10 Minuten später erfolgt die Ernennung durch den Dozenten.

Der Hörsaal war schlagartig voll mit Rechtshistorikern. Dass Dr. Derleder davon unbeeindruckt seine Lehrveranstaltung am neuen Recht orientierte, schien da wenig zielgruppenfreundlich. „Neu“ ist das Recht seit 8 Tagen und als wäre die Schuldrechtsreform nicht lang genug angekündigt worden, kommt das neue Beck-BGB erst in einem Monat raus. Angehende Juristen mit Schönfelder-Abo bringt das nicht aus der Ruhe, doch als arme Studentin nutze ich das preiswerte Taschenbuch für 5 €, das ich mir erst vor 4 Monaten zugelegt hatte. Der Sparsamkeit seiner Zuhörer wohl bewusst, gab uns der gut situierte Professor den Hinweis: „Das BGB der Anwaltsreihe steht bereits jetzt zum Verkauf und kostet nur 9 DM … (kurze Pause) … Euro.“

Da kopiere ich mir doch lieber für 1 € das Bundesgesetzblatt. Aber vorerst genieße ich noch meine neu erworbene Berufsbezeichnung.