Zutat Zucker

Mein erster Gedanke bei diesem Anblick:

Die Industrie packt wirklich ÜBERALL Zucker rein.

Ein wortwörtlicher Insiderwitz. Aber wie so häufig liegt der lustigen Überspitzung ein wahrer Kern zugrunde, denn Zucker ist der Hauptbestandteil vieler industriell gefertigter Lebensmittel. Wäre diese Bodylotion ein Lebensmittel, würde sie allerdings „Honig mit Feige“ heißen, weil die Industrie peinlich genau darauf achtet, das Wort Zucker bei Nahrungsmitteln zu vermeiden.

Honig klingt auch gleich viel wertiger, ist aber letztlich doch nur Süße. Ebenso wie alles, was in der Zutatenliste mit den folgenden Begriffen in Verbindung steht:

  • Süße
  • Sirup
  • Saft
  • Frucht
  • Malz
  • Saccharose
  • Laktose
  • Glukose
  • Fruktose
  • Dextrose
  • Dextrin
  • Insulin

Wollte ich die Süße meines Produktes gekonnter verschleiern, hieße es:

In der Zutatenliste fände sich dann Vollmilchpulver, denn was viele nicht wissen:

  • Vollmilchpulver
  • Magermilchpulver
  • Molkenerzeugnis
  • Molkenpulver
  • Süßmolkenpulver
  • Joghurtpulver

sind auch Süßungsmittel.

Eine schöne Zusammenstellung süßender Zutaten hat die Verbraucherzentrale Niedersachsen zusammengestellt. Auf der Seite finden sich auch Erläuterungen zu gern eingesetzten Deklarationen, die Zuckerfreiheit oder -reduktion anpreisen, obwohl die Ware nicht frei von Zucker ist. Was mir eine neue Variante eröffnet:

Der Front einer Verpackung sollte man also grundsätzlich nie trauen. Die Wahrheit versteckt sich im Kleingedruckten. So auch bei der Bodylotion mit Braunem Zucker, denn was sucht man in den Inhaltsstoffen vergeblich?:

AQUA | GLYCERIN | ETHYLHEXYL STEARATE | BUTYROSPERMUM PARKII BUTTER | CETEARYL ALCOHOL | HYDROGENATED OLIVE OIL | BUTYLENE GLYCOL | GLYCERYL STEARATE SE | PHENOXYETHANOL | PANTHENOL | PARFUM | SODIUM HYDROXIDE | ACRYLATES/C10-30 ALKYL ACRYLATE CROSSPOLYMER | THEOBROMA CACAO SEED BUTTER | SODIUM CETEARYL SULFATE | ETHYLHEXYLGLYCERIN | FICUS CARICA FRUIT EXTRACT | LACTIC ACID | POTASSIUM SORBATE | SODIUM BENZOATE | SODIUM POLYNAPHTHALENESULFONATE |SODIUM CHLORIDE | SODIUM SULFATE | CITRONELLOL | HEXYL CINNAMAL | CI 14720 | CI 74160 (Quelle)

Ich verrate es euch: Braunen Zucker! Und nein, der „Zuckeralkohol“ Glycerin ist nicht dasselbe. Der Begriff „Ficus carica fruit extract“ deutet zumindest auf die beworbene Feige hin. Allerdings ist sie in der Lotion geringer enthalten als der Bestandteil Acrylates / C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer. Erneut ein Begriff, unter dem sich viele Verbraucher nichts vorstellen können. Von Mikroplastik dürften die meisten aber schon gehört haben. Auch von den verheerenden Auswirkungen auf Mensch und Natur.

Die Balea Bodylotion „Brauner Zucker mit Feige“ von dm enthält Mikroplastik!

Fazit: Was die Drogerie hier verkauft ist eine süß beworbene Umweltsünde. – Wer sich unbedingt mit Braunem Zucker und Feige einreiben möchte, findet die Produkte in der Lebensmittelabteilung.

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Pest- und Cholera-Tee

Als sich vor 3 Wochen eine Erkältung in meinem Körper ausbreitete, begann ich mir regelmäßig Tee(beutel) aufzubrühen. Erst den Erkältungstee und später den Husten- und Bronchialtee von altapharma. Letzterer führte nach einigen Tagen zu allergischen Reaktionen um die Mundwinkel, also wechselte ich zu Pfefferminze, Kamille und anderen Kräutertees bevor ich mich durch das reichhaltige Angebot von Rossmanns King’s Crown probierte. Derzeit bin ich Fan der „Sonne Afrikas“ (Grüner Rooibostee). Der recht frische Frühling ist vermutlich mit ursächlich dafür, dass ich dem Tee auch nach der Genesung treu blieb. Mindestens 6 Becher trinke ich seither täglich und das mit einem gutem Gefühl, denn ich trinke ihn ungesüßt und erfülle damit mein gesundheitliches Soll der Flüssigkeitszufuhr. Alles bestens, dachte ich. Dann googelte ich nach „Schadstoffe“ und „Tee“ und weg war das gute Gefühl.

In einer Vielzahl Tees wurden Pyrrolizidinalkaloide (PA) gefunden (Quelle). PA ist ein pflanzeneigenes Gift zum Schutz vor Fressfeinden und landet durch mitgeerntete Wildkräuter im Teebeutel. Es kann Krebs verursachen, wirkt lebergiftig und erhöht langfristig das Risiko einer Leberzirrhose. Bekämpft man die unliebsamen Kräuter mit chemischen Vernichtungsmitteln, gelangen Pestizidrückstände in den Tee, welche ebenfalls krebserregend sind. Das ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Ingwer-, Gewürz- und Früchtetee waren in Schadstofftests (bisher) unauffällig, begeistern mich allerdings geschmacklich nicht. Zwar gab es auch Kräuter-, Rooibos- und grüne Tees, die einer Prüfung standhielten, aber ich will vor dem Teeregal nicht erst Testergebnisse recherchieren müssen, bevor ich zugreife. Das Schöne war ja gerade die großzügige Auswahl, doch meine aufkommende Freude am wilden Durchprobieren der diversen Sorten wurde jäh im Keim erstickt. Das ist traurig. Ich hab das Gefühl, dass das zunehmende Angebot an Nahrungsmitteln mehr Einschränkung als Freiheit mit sich bringt und die Menge an bedenklichen Inhaltsstoffen proportional zunimmt.

Ab und an werde ich mir ein Tässchen Tee noch genehmigen, auch wenn es mit Schadstoffen belastet ist. Die Dosis macht das Gift. Mit wirklich gutem Gewissen trinke ich aber nur noch mein Lesmona Mineralwasser aus der Glasflasche. Allerdings hab ich das noch nicht gegoogelt.

Frische Fünf

Dosenravioli und Tiefkühlpizza sind keine Lebensmitteln, die ich mit dem Wort „frisch“ assoziiere, auch wenn Letztgenannte damit beworben wird, dass sie „im Ofen frisch hochbackt“.
Im Lidl-Werbeprospekt präsentiert der Discounter jede Woche seine sogenannten „Frischen 5“. Diese Woche (04|2017) sind das unter anderem Ravioli und Fertigpizzen. Dabei lässt Lidl selbst keinen Zweifel daran, was der Verbraucher unter „frisch“ zu verstehen hat und illustriert die Seite mit Tomaten, Auberginen, Paprika, Äpfel und Radieschen. Darunter steht in Kleinschrift: „Abgebildete Obst & Gemüse-Artikel dienen nur als Beispiel“.

Zucker ist kein Gewürz

Zucker ist der Hauptbestandteil vieler industriell gefertigter Lebensmittel. Durch die Zutatenliste muss der Hersteller alle Zutaten in absteigender Reihenfolge ihrer Zugabemenge auflisten. Was am meisten enthalten ist, gehört somit an erster Stelle genannt. Um die Zutatenlisten jedoch nicht mit Zucker beginnen zu lassen, zeigt sich die Lebensmittelindustrie erfinderisch. Heutiges Beispiel:

Die Taco Gewürzmischung Santa Maria

Eine Würzmischung für Hackfleisch. Gerade mal 28 Gramm fasst ein Tütchen. Die Zutaten sind auf der Rückseite wie folgt aufgelistet:

Gewürze (Chilipulver (11%), Kreuzkümmel (10%), Knoblauch (6%)), Traubenzucker, Zwiebeln (19%), Salz, Oregano (4%), Hefeextrakt, Kartoffelstärke, Kartoffelfasern, Trennmittel (Siliciumdioxid), Gewürzextrakt (Paprika).

Ausgewählte, niedrig dosierte Zutaten werden kurzerhand unter dem Sammelbegriff „Gewürze“ vereint und landen mit einer Summe von 27% noch vor dem Zucker, der gemäß Nährwertetabelle 22% des Inhalts darstellt.

Die ungeschönte Zutatenliste der „Taco Gewürzmischung Santa Maria“ müsste so aussehen:

  1. Traubenzucker (22%),
  2. Zwiebeln (19%),
  3. Salz (17%),
  4. Chilipulver (11%),
  5. Kreuzkümmel (10%),
  6. Knoblauch (6%),
  7. Oregano (4%),
  8. Hefeextrakt,
  9. Kartoffelstärke,
  10. Kartoffelfasern,
  11. Trennmittel (Siliciumdioxid),
  12. Gewürzextrakt (Paprika).

Wir haben für unsere Tacos übrigens auf fertige Gewürzmischungen verzichtet. Das Hackfleisch wurde mit frischen Zwiebeln angebraten und ausschließlich mit Paprikapulver, Oregano, Kreuzkümmel, Salz, Knoblauchpaste und Chiliflocken gewürzt. Kein Zucker, kein Hefeextrakt, keine Kartoffelstärke, keine Kartoffelfasern, kein Trennmittel und kein Gewürzextrakt. Hat trotzdem geschmeckt. Sehr gut sogar.

Erdbeerjoghurt

Die Firma Kerrygold hat nun auch Joghurt im Sortiment und hebt in der aktuellen TV Werbung den großen Fruchtanteil hervor:

Im Gegensatz zu manch anderem Hersteller (z. B. Bauer) wirbt Kerrygold ganz offen mit dem Fruchtanteil und gibt seinen Prozentsatz auch auf der Zutatenliste des 150 g Bechers an: 15 % Erdbeeren. – Nun kann ich schwer abschätzen, für wie viele Becher die hübsche Irin dort in der freien Natur den Joghurt anrührt und frage mich, welche Anzahl Erdbeeren aus dem Fruchtkorb in einem 150-g-Becher enthalten sind. Auf der Verpackung zähle ich die Bilder von mindestens 6 Stück. Ist das realistisch oder Irreführung? Jetzt müsste man wissen, was eine Erdbeere wiegt.

Die Stiftung Warentest testete im Jahr 2011 mehrere Erdbeerjoghurts und kam zu dem Ergebnis, dass der Erdbeer­anteil im Schnitt 11% ausmacht.

Das entspricht bei einem 150-Gramm-Becher etwa einer großen Erdbeere.

Die Werbung impliziert natürlich ganz andere Mengen. Eigentlich hätte man die Dame aus dem Spot dabei filmen sollen, wie sie den Rahmjoghurt aus dem Fass in einen 150-g-Becher füllt, bevor ihr Kollege eine Erdbeere von 22,5 g hinwirft und betont, dass dies „irre viel Frucht“ ist. Das hätte nicht nur Eindruck gemacht, sondern auch zum Nachdenken angeregt.

 

RkReÜAÜG

RkReÜAÜG kommt aus Mecklenburg-Vorpommern und zeigt dem Durchschnittsbundesbürger, dass es seine unumstrittene Berechtigung hat, Rechtswissenschaft zu studieren. Wer sonst – wenn nicht ein versierter Jurist – könnte aus dem Stehgreif übersetzen, für oder gegen was RkReÜAÜG erlassen wurde? Stolz protze ich also mit meinem Wissen und verrate zumindest so viel: Es geht um BSE. Ein Thema, welches dafür verantwortlich ist, dass ich mir das Essen von Rindfleisch abgewöhnt habe. Vielleicht hilft mir RkReÜAÜG mein verlorenes Vertrauen in dieses Nahrungsmittel zurückzugewinnen … wenn ich in Mecklenburg-Vorpommern wohnen würde. Hier in Bremen hat RkReÜAÜG noch nicht Einzug erhalten.

RkReÜAÜG – Ein Gesetz, wie ein Gedicht. Zugegeben, ein Gedicht von Kurt Schwitters, aber wie sonst sollte man das Rindfleischkennzeichnungs- und Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz abkürzen?