Der Bachelor III

Heute stand der Familien-Besuch auf der Liste des Bachelors. Zum Schwiegermuttercheck ging es in die Heimatstadt der jeweiligen Kandidatin und dort zum gemeinsamen, „völlig ungezwungenen“ Sit-in an einen immer stilvoll gestalteten Esstisch.

Überall natürlich feinster Wein und kleine Häppchen im Angebot. Bei manchen Eltern war das Drehen zu Hause wohl nicht realisierbar, also musste kurzerhand eine neue Location zum Speiseraum umfunktioniert werden (Boot, Lagerhalle). Und wo nicht Mutter UND Vater zur Verfügung standen, wurde der Rest der Familie (Bruder, Tante) zusammengekratzt.

Das Familientreffen lief in jeder Stadt nach einem sich wiederholenden Muster ab: Marcel und eine Kandidatin treffen sich, gehen gemeinsam ein paar Schritte zum Treffpunkt mit den Eltern, Marcel überreicht der Mutter einen Blumenstrauß und sie begeben sich zum Plausch an den Tisch. Man sollte es nicht glauben, aber selbst ein solch einfacher Ablauf ließ mich völlig neue Qualitäten an Marcel entdecken! So war es fast ein kleines Wunder, wenn er auf Kommando einen prachtvollen Blumenstrauß hervorzauberte, den er wenige Minuten zuvor noch nicht in den Händen gehalten hatte.

Das war schon mehr als magisch, das war schon merkwürdig. Aber zumindest nicht unerklärlich, denn man darf ja nicht vergessen, wenn 2 Personen allein über ein leeres Gelände spazieren, dann stehen hinter der Kamera mindestens 5 weitere. Eine davon halt mit Blumenstrauß.

Der Bachelor II

Dass der Bachelor nicht ganz so wohlhabend ist, wie die gleichnamige Sendung ihn darstellt, ist mittlerweile bekannt. Zu Marcels Verteidigung sei erwähnt, dass er selbst niemals behauptet hat reich zu sein. Das Produktionsteam setzt mit ihren Drehorten und durch Hilfe der Requisite alles daran, diesen Eindruck zu vermitteln.

Aber nicht nur der Mann wird uns hier im besten Licht präsentiert. Auch die Kandidatinnen sind von Kopf bis Fuß das Ergebnis eines erfolgreichen Kostüm- und Maskenbildnereinsatzes. Es ist doch nicht normal, dass die Frauen bei allen Dates erscheinen, als seien sie soeben dem Modekatalog entsprungen. Nein, perfektes Outfit und Make-up fallen in den Aufgabenbereich der Produktion und werden dem jeweiligen Anlass entsprechend ausgewählt.

Als „Miss Schornstein“ in der heutigen Folge die Sachen für den gemeinsamen Liebesausflug nach Paris packte, waren es sicher nicht ihre nagelneuen, knallroten Rimowa-Köfferchen, die sie damit füllte. (Allein der Beauty Case kostet 239 Euro) Es waren vermutlich noch nicht einmal ihre Klamotten. Ebenso wenig wie die Villen, die Limousinen und die zahlreichen Date-Ideen von Marcel kommen. Keine einzige Datebox wird er gestaltete und vermutlich auch keine der darin enthaltenen Nachrichten wirklich geschrieben haben.

Findet Nemo!

Clownfische sind in den Tierhandlungen inzwischen nahezu ausverkauft. Ihr Heimatriff leergefischt.

Quizfrage: Was haben die Zuschauer von „Findet Nemo“ nicht begriffen, wenn es seit Kinostart einen Run auf Clownfische gibt?
Antwort: Den Film!

Die komplette Handlung baut auf dem Umstand auf, dass ein Clownfisch durch Menschenhand seiner Heimat entrissen wird und in einem Aquarium landet, aus dem er konstant versucht zu fliehen. (Wie auch der Rest seiner Fischfreunde in dem Glaskasten.) Erst als alle computeranimierten Protagonisten zurück im Meer sind, gibt es ein Happy End. Die Message sollte doch eigentlich klar sein!?

Offensichtlich ist ein Großteil der Menschheit nicht empfänglich für Botschaften und seien sie auch noch so deutlich. Um die Weihnachtszeit werden sich somit tausende Fischväter auf die Suche nach Ihren Jungen machen müssen, die in einer Plastiktüte unterm Tannenbaum darauf warten gefunden zu werden.

Der Bachelor

Für den Grad des Bachelor of Laws (ein akademischer Abschluss) benötigt man, im Gegensatz zur klassischen Juristenausbildung, lediglich sechs Semester. Nur 6 Wochen benötigt DER BACHELOR (engl. für Junggeselle) des neuen RTL-Lovetainment-Formates, um seine Traumfrau zu finden.

Ein Harem von 25 Frauen steht dem knapp 30-jährigen Marcel dafür zur Verfügung. Am Ende jeder Folge steht die Nacht der Rosen: Nur wer vom Bachelor eine rote Rose überreicht bekommt (und sie auch annimmt), darf in der eindrucksvollen Villa in Südfrankreich verweilen.

Das erinnert ein wenig an die Produktionen Wer heiratet den Millionär? (Sat.1) und Ich heirate einen Millionär (RTL-Version mit 45 Kandidatinnen), die offenbar gut beim Publikum ankamen. RTL 2 schickt daher ab dem 12. Januar 2004 El, der Millionär ins Rennen. Das wohl ehrlichste Format von allen, denn hier gibt der Sender offen zu, dass El gar kein Millionär ist. Allerdings nur den Zuschauern gegenüber. Die 12 Kandidatinnen meinen um die Gunst eines echten Millionärs zu buhlen. Da fragt sich, wer am Ende glücklicher sein wird, die Gewinnern oder die Ausgeschiedenen.

Hoch-Zeit

„Hoch soll er leben!“ Mit diesem Gesang muss er wohl eingeführt worden sein, der Werbeslogan von Lätta hoch 2: Leben hoch 2. Aber was will mir diese Werbung sagen?

Auch durch den aktuellen TV-Spot, der die zarten Gemüter der Fernsehzuschauer erhitzt, wird die Kampagne nicht unbedingt verständlicher. Ist der verwirrte Verbraucher am Ende erneut schutzloses Opfer einer gewieften Werbeagentur geworden, die sich bereits für Sätze verantwortlich zeichnet, wie: „Das König der Biere“ und „Hier werden Sie geholfen“!?

Oder dient die Streichhalbfettmargarine jetzt als neuer Träger einer Botschaft für bessere Lebensführung? Es heißt nicht mehr einfach: „Lebe!“. Es heißt: „Lebe hoch 2!“. Was will man mehr!? Wie sollte man das noch toppen!?

Dem schwedischen Möbelhaus Ikea ist eine Steigerung eingefallen: Lebe hoch 3!

Oscar 2002

Die 74. Oscar-Verleihung liegt hinter uns. Wie einst Gwyneth Paltrow, so wird uns diesmal wohl Halle Berry in Erinnerung bleiben. Ihr Auftritt zeigt, dass der Academy Award für die meisten Schauspieler den Höhepunkt ihrer Karriere darstellt. Wie ich jedoch lesen durfte, bescherte er etwa 60% der Gewinner eher das Gegenteil: Nachdem Gwyneth 1999 den Oscar bekommen hatte brauchte es 2 Jahre, bis es zum nächsten Film kam. Wann sahen wir Kim Basinger zuletzt? Roberto Begnini?

Das Fatale an einem Oscar ist die Tatsache, dass ein Schauspieler nicht mehr jede beliebige Rolle annehmen kann. Von dem Preisträger wird erwartet, seinen Erfolg nicht nur zu wiederholen, sondern am besten noch zu überbieten. Bleiben gute Rollenangebote aus, so gerät er in Vergessenheit oder läuft Gefahr, mit schlechten Filmen seinen Ruf zu ruinieren. Beispiel: Kevin Costner.

Am schlimmsten trifft die Trophäe die besten Nebenrollen. Meist Newcomer, deren Gage daraufhin in die Höhe schnellt. Wächst der Bekanntheitsgrad nicht mit, dann ist vielen Produzenten das Risiko zu hoch, mit solch talentierten „Nobodys“ einen Film zu drehen.

Da kann ich wohl nur froh sein, dass ich dieses Jahr leer ausging.

Momente des Fortschritts

Kann sich noch jemand an die Zeit ohne Privatfernsehen erinnern? Oder daran, dass es Musik nur auf Kassette und Schallplatte zu kaufen gab? Viel zu schnell vergisst man die Momente, in denen man zum ersten Mal den PC einschaltete, einen Film auf DVD kaufte, an der Ampel den grünen Pfeil leuchten sah oder seinen warmen Kakao aus einer Mikrowelle nahm. Zur Erinnerung habe ich daher einen Screenshot von dem Fortschritt gemacht, der mir heute im Fernsehen begegnete:

Obst und Gemüse

Naddel ergreift im RTL-Sendeformat Explosiv Partei für ihren Ex-Freund Dieter, der vom Teppichluder in einer Boulevard-Zeitschrift als schlechter Liebhaber bezeichnet wurde. Zitat der Verkäuferin für Bodenbelag: „Ich habe „ihn“ kaum gespürt…“ Grund genug für die Illustrierte daraus ein Gewinnspiel zu machen, in dem der Leser raten darf, ob Dieters „bestes Stück“ einer Möhre, einer Banane oder einer Gurke gleichkommt.

Naddel findet diesen Vergleich primitiv: „Das geht zu weit!“ Dass dieser Einwand ausgerechnet von der Frau kommt, die im November 2001 in einer Sat.1 Show ihre Brüste wiegen ließ (ich berichtete) und das Resultat in Form einer Honigmelone präsentierte, zeigt die Vielschichtigkeit der eigenen Wahrnehmung.

Richter-Regen

Wieso geh ich eigentlich noch zur Uni? Nachdem ich mich heut mal durch das Nachmittags-Programm gezappt habe, könnte das lästige Aufstehen um 7 Uhr in der Früh und das passive Zuhören im Hörsaal ab jetzt der Vergangenheit angehören! Mit einem „Fern – seh – studium“ kann man als angehende Juristin täglich bis zu 8 Fälle behandeln. Und das nicht so lebensfremd wie in diversen Vorlesungen, wo V dem K ein Fahrrad leiht, dass K dann an D veräußert, ohne dass V davon Kenntnis hat usw. Nein! Bei Richterin Salesch & Co. bekommen Buchstaben Gesichter und man hört nicht nur die Fakten, sondern auch Persönlichkeiten und ihre Schutzbehauptungen. Das ist das wahre Leben! Und das 4 mal am Tag! Richterin Barbara Salesch auf Sat.1, Richter Guido Neumann im ZDF, Richterin Dr. Ruth Herz auf RTL und Richter Alexander Hold auf Sat.1 im Wechsel. Von ihrem Enthusiasmus könnte sich so mancher Professor noch eine Scheibe abschneiden! Sollte mir mit dieser neuen Methode das Examen gelingen, habe ich endlich meinen ultimativen Traumjob gefunden: Juristin beim Fernsehen!

Fernsehunterhaltung 2001

Abends halb 9 in Deutschland. Auf Sat.1 läuft „Der Prinz aus Zamunda“. Nach den ersten 15 Minuten teilt sich plötzlich der Fernsehschirm und ein News-Ticker läuft durchs Bild. So wie damals, als das WTC in Flammen stand. Und später, als man während den Spielfilmen darauf hingewiesen wurde, dass die USA gerade zum Rückschlag ausholt. Dieses Mal vernahm ich gespannt folgende wichtige Mitteilung:

Unglaublich: Naddel lässt sich die Brüste wiegen!!!

Äh..? – Zum Glück wurde die Information wiederholt, ich wollte es beim ersten Mal nicht glauben. – Naddel lässt ihre Brüste wiegen!? Für diese Meldung stören sie einen Spielfilm zur Prime-Time?? – Ja! Und das nicht nur ein Mal. Die Nachricht lief 7 mal über den Bildschirm! Ich schaltete schließlich ab, weil mein zartes Gemüt diese grausame Realität nicht länger ertragen konnte.

Benommen legte ich die Fernbedienung beiseite. Was hatte ich da gerade erlebt? War das die Berichterstattung des 21. Jahrhunderts? Droht den konservativen Nachrichten womöglich das Aus durch Magazine wie: „Blitz“, „Explosiv“ und „taff“? Wen interessierendie Kanzlerkandidaten, wenn es neue Nackt-Bilder von Jenny Elvers gibt? Ist die Auslieferung von Bin Laden so spannend wie Chorleiter Gotthilf Fischer in Unterwäsche zu sehen? Wie lang ist eigentlich sein primäres Geschlechtsorgan? – Ich habe meine Meinung zu dieser Entwicklung des Fernsehens. Leider ändert die nichts.

Ach, übrigens! Naddels Brüste sind so schwer wie eine Honigmelone (1,35 Kilo). Dieses Ergebnis wurde mir im Internet mitgeteilt. – Wichtigen Nachrichten kann man halt nicht entkommen.