SPAM II

Hilferufe über das Internet sind ja nicht neu. Viele erinnern sich sicher noch an den armen Jungen aus – wo auch immer – der dringend eine Knochenmarkspende benötigte und mit seinem kleinen Laptop vom Krankenhaus aus eine Hilferuf in das World Wide Web schickte. Oh, wie weh wurde uns bei seinen Zeilen. Unglaublich, als sich diese Mail als Scherz (Hoax) herausstellte und gar kein schwerkranker Junge dahinter steckte! Die Enttäuschung war groß.

Diesmal schreibt mir Julie und auch sie hat ein Problem und braucht dringend Hilfe. Aber lest selbst:

I just got a webcam and computer for my birthday and I just finished my first homepage. I added some of my modeling pictures there so if you think you can help my career please let me know.

Klar Baby, ich bring dich ganz groß raus!

I could also use some opinions on how to make my site look better. If you can’t help and you know someone that can, please forward them this e-mail.

Wenn ich keine Hilfe bin! Ich hab sie im Netz veröffentlicht!

I need money and can sure use the work. I just added my most recent set of pictures. If you don’t want to look at my pics, I am 5’5 125, blonde hair, blue eyes and I play volleyball.

Auf diese Beschreibung hätte ich wetten können. Haben nicht alle Frauen im Internet blaue Augen und blondes Haar?

Link to my site: http:// 69.107.112.76 / portfolio / julie* Thanks, Julie

Mein erster Tipp für eine erfolgreiche Website wäre an dieser Stelle eine anständige Domain.

Oh, if you do not know who I am and I sent this e-mail to you by mistake please disregard it.

Oh, zu dumm zum Mailversenden? Wie war die Haarfarbe doch gleich?

If you would like to make sure to be removed from my address book, please click here http://69.107.112.76/optout.html and i have a program to make sure I do not send you more mail.

Dass „Julie“ ein Programm hat, glaub ich gern. – Ansonsten verweise ich auf meine Warnung von gestern.

Sorry I will not ever try talking to you again!

Wenn das nur wahr wäre!

*Angabe verfälscht

SPAM I

Was alles seinen Weg in meine Mailbox findet ist schon eine Erwähnung wert. Da schreibt mir „geibel @ cs.tu-berlin.de“ (was ja im ersten Moment wie eine vernünftige Absenderadresse erscheint):

Jemand der Dich kennt hat uns beauftragt Dir eine Nachricht zu senden.

Das erinnert mich an meine Schulzeit, wo schüchterne Jungs ihre Freunde vor schickten, die dann Ähnliches beichteten wie diese Mail:

Die Person ist verrückt nach Dir und hat dieses gesagt:

  • Du bist Charmant
  • Du bist attraktiv
  • Du siehst süss aus
  • Du wirkst Intelligent
  • Du siehst sehr aufregend aus

Also dieser Teil hat mich echt stutzig gemacht. Offenbar kennt mich die Person wirklich!

Wenn Du wissen willst wer diese Person ist, dann rufe bitte folgende Nummer an sobald es dir möglich ist: 0190 853 4679*
Der Anruf ist total anonym für Dich.

Oh, welch ein Glück! Die „Person“ darf schließlich auf gar keinen Fall wissen wer ich bin.

Liebe Grüsse,
FLIRT LOVE-BOX

Ach, die renommierte FLIRT LOVE BOX steckt also dahinter! Das erklärt natürlich die gefakte Absenderadresse mit Fragmenten der TU Berlin!?

Wenn Du keine Nachricht mehr bekommen möchtest, sende uns bitte eine e-Mail an removeme @ pinoymail.com

Eben noch „cs.tu-berlin.de“ jetzt „pinoymail.com“? Das verwirrt. Immerhin wirke ich doch nur intelligent! Dennoch weiß ich inzwischen, dass solche Textpassagen lediglich dafür da sind, herauszufinden, ob Mails an die Empfängeradresse wirklich gelesen werden. Solche sind für SPAM-Versender nämlich wesentlich mehr wert als welche, bei denen dies nicht bekannt ist. Zum Dank bekommt man dann noch mehr Werbemails.

Der Anruf kostet 0,031 Euro/sek

Nur 0,031 Euro die Sekunde? Das klingt ja akzeptabel. Ich will schließlich unbedingt wissen, welche Person verrückt nach mir ist. Anonym versteht sich. Doch bevor ich zum Hörer greife rechne ich die Gesprächskosten vorsichtshalber noch mal durch, nicht dass ich am Ende 1,86 Euro die Minute zahle!

*Angabe verfälscht

Gut weggepackt

Zu meinem Geburtstag hatte mir mein Vater Geld geschenkt. Liebevoll verpackt in einem gebrauchten DIN lang Briefumschlag. So bestätigt sich die Redensart „Beurteile ein Geschenk nicht nach seinem Umschlag“, – oder so ähnlich.
Anstatt den flüchtigen Reichtum auf dem Gabentisch zu präsentieren, versteckte ich das Kuvert samt Inhalt im Bücherregal. Vom Bücherregal wanderte es später in die Schublade und von dort …

Gedächtnisverlust. Keine Ahnung, wo ich den Umschlang dann „sicher“ verstaute. Das ist immer das Problem mit dem „gut wegpacken“. Heute ging die große Suche los. Bücherregal, Schublade, Schrank … Zumindest lebe ich in der beruhigenden Gewissheit, dass sich das Geld irgendwo in meinen 4 Wänden versteckt hält. Und wenn ich es eines Tages finde, dann wird die Freude groß sein!

Wenn …

RkReÜAÜG

RkReÜAÜG kommt aus Mecklenburg-Vorpommern und zeigt dem Durchschnittsbundesbürger, dass es seine unumstrittene Berechtigung hat, Rechtswissenschaft zu studieren. Wer sonst – wenn nicht ein versierter Jurist – könnte aus dem Stehgreif übersetzen, für oder gegen was RkReÜAÜG erlassen wurde? Stolz protze ich also mit meinem Wissen und verrate zumindest so viel: Es geht um BSE. Ein Thema, welches dafür verantwortlich ist, dass ich mir das Essen von Rindfleisch abgewöhnt habe. Vielleicht hilft mir RkReÜAÜG mein verlorenes Vertrauen in dieses Nahrungsmittel zurückzugewinnen … wenn ich in Mecklenburg-Vorpommern wohnen würde. Hier in Bremen hat RkReÜAÜG noch nicht Einzug erhalten.

RkReÜAÜG – Ein Gesetz, wie ein Gedicht. Zugegeben, ein Gedicht von Kurt Schwitters, aber wie sonst sollte man das Rindfleischkennzeichnungs- und Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz abkürzen?

Ich hätte gerne …

Kann sich noch jemand an den Mann aus der Sesamstraße erinnern, der Geräusche nachahmen konnte? Wenn er einen Wecker kaufen ging, sagte er zum Verkäufer: „Ich hätte gerne einen..“ und dann öffnete er seinen Mund und es ertönte das Klingeln eines Weckers. Derselbe Spaß natürlich auch beim Kauf eines Telefons und allem, was sonst noch Geräusche macht.

Diese Erinnerung kam mir heute wieder in den Sinn, als ich in der Drogerie ein Mädchen sagen hörte: „Ich hätte gerne Pss-Pss-Gel.“

Diese kleinen Momente

Es sind diese kleinen Momente im Leben …

Man steht gerade in der Umkleidekabine einer Edelboutique wie Orsay, Pimkie oder New Yorker und hofft, dass die Größenangabe hält was sie verspricht, damit einem nach dem Kauf, der Weg zum Schneider erspart bleibt, um die Taille enger und Hosenbeine kürzer machen zu lassen.

Ich habe mir einen Jeans-Overall ausgesucht. 69 EUR sind zwar viel Geld für ein Kleidungsstück, mit dem man sich schon im nächsten Jahr nicht mehr auf die Straße wagen darf, ohne als „out“ beschimpft zu werden, aber auf diesem Ohr bin ich ja sichtbar taub. – Im Laden herrscht reges Treiben. Menschenmassen drängen sich in respektvollem Abstand vor den Umkleidekabinen. In einer davon wird meine Hoffnung erneut enttäuscht. Kurzer Seufzer, dann entledige ich mich dem ehemaligen Objekt der Begierde.

In äußerst spärlicher Bekleidung – die ein Slip mit BH darstellt – schlüpfe ich soeben aus dem letzten Hosenbein, als ein 3-jähriger Junge im Spieltrieb meinen Vorhang aufreißt. – Es sind diese kleinen Momente im Leben, …

auf die ich gut verzichten könnte.

Weniger ist nicht mehr

Seit 3 Monaten leben wir nun mit dem Euro und unsere Befürchtungen sind zur Gewissheit geworden: Der Euro hat tatsächlich alles teurer gemacht!
Ob Lebensmittel, Kleidung, Büromaterial, Benzin … Kaum eine Sparte ist nicht der Preiserhöhung zum Opfer gefallen. Überall vernimmt man das Wehklagen gebeutelter Verbraucher, Reportagen im Fernsehen, wissenschaftliche Studien zum Preisanstieg, Belege, Beweise, Tatsachen: Ein Käufer muss heute tiefer in die Tasche greifen, als noch vor einem Jahr. Alles ist plötzlich mehr wert.

Neben dieser unliebsamen Wertsteigerung, gibt es jedoch ebenso Dinge die weniger geworden sind: Die Rente zu Beispiel. Auch die Zinsen fürs Sparkonto sind gesunken. Schnäppchen sind weniger geworden, Last Minute-Angebote, die Anzahl großer Konzerne reduziert sich durch Insolvenz und häufig fiel auch schon der Satz: „Der Lohn ist nur noch die Hälfte wert!“

Wem das nicht als Ausgleich genügt, dem bleibt nur die Erinnerung an die gute alte Zeit.

Oscar 2002

Die 74. Oscar-Verleihung liegt hinter uns. Wie einst Gwyneth Paltrow, so wird uns diesmal wohl Halle Berry in Erinnerung bleiben. Ihr Auftritt zeigt, dass der Academy Award für die meisten Schauspieler den Höhepunkt ihrer Karriere darstellt. Wie ich jedoch lesen durfte, bescherte er etwa 60% der Gewinner eher das Gegenteil: Nachdem Gwyneth 1999 den Oscar bekommen hatte brauchte es 2 Jahre, bis es zum nächsten Film kam. Wann sahen wir Kim Basinger zuletzt? Roberto Begnini?

Das Fatale an einem Oscar ist die Tatsache, dass ein Schauspieler nicht mehr jede beliebige Rolle annehmen kann. Von dem Preisträger wird erwartet, seinen Erfolg nicht nur zu wiederholen, sondern am besten noch zu überbieten. Bleiben gute Rollenangebote aus, so gerät er in Vergessenheit oder läuft Gefahr, mit schlechten Filmen seinen Ruf zu ruinieren. Beispiel: Kevin Costner.

Am schlimmsten trifft die Trophäe die besten Nebenrollen. Meist Newcomer, deren Gage daraufhin in die Höhe schnellt. Wächst der Bekanntheitsgrad nicht mit, dann ist vielen Produzenten das Risiko zu hoch, mit solch talentierten „Nobodys“ einen Film zu drehen.

Da kann ich wohl nur froh sein, dass ich dieses Jahr leer ausging.

Internationaler Frauentag

Heute war also der internationale Frauentag. Muss eine ziemlich spontane Idee gewesen sein, denn in meinem Kalender findet sich kein Hinweis darauf. Am 14. Februar stand noch groß Valentinstag drin. Davor wurde der Aschermittwoch, Fastnacht und Rosenmontag erwähnt. Am 8. Februar sah ich sogar den Vermerk: Olympische Winterspiele in Salt Lake City. Am 12. Mai wird der Muttertag genannt, aber vom internationalen Frauentag keine Spur.

Gab es den letztes Jahr auch schon? Wieso hab ich davon nichts mitbekommen? Was wird an diesem Tag gemacht?

Valentinstag ist klar: Blumen kaufen und ganz lieb zum Partner sein. Muttertag ist auch klar: Blumen kaufen und ganz lieb zur Mutter sein. (Vatertag übrigens: Bier kaufen, keine Blumen!) Und am Frauentag? Feiern wir da unsere Weiblichkeit? Unsere Gebärfähigkeit? Unsere errungenen Rechte? Unser Bestehen in einer Männergesellschaft? Oder sollen wir uns gar von eben dieser feiern lassen?

Dagegen spricht, dass der Weltfrauentag kein freier Tag ist. Anders als der Tag der Arbeit, der Deutschen Einheit, Vatertag und Muttertag, der ohnehin immer auf den Ruhetag der Woche fällt. Das könnte daher für einen Tag der Tat sprechen. Nicht feiern, sondern handeln wäre angesagt. Etwa durch die Straßen ziehen, wie am Nikolaustag und zu Halloween, oder sich etwas Kreatives einfallen lassen, wie am Valentinstag. Vielleicht wird von den Frauen erwartet, für ihre Rechte einzustehen? Lohngleichheit zu fordern? Die Emanzipation voranzutreiben? (siehe Rhinospray-Werbung) Ich weiß es nicht.

Als Frau dieser Welt, werde ich den Weltfrauentag einfach als meinen Tag begreifen. Dann wähle ich selbst, wie ich ihn begehe: Welt retten, Party machen, fleißig sein, faulenzen oder Weichen stellen. Da entscheide ich mich jedes Jahr spontan!

Momente des Fortschritts

Kann sich noch jemand an die Zeit ohne Privatfernsehen erinnern? Oder daran, dass es Musik nur auf Kassette und Schallplatte zu kaufen gab? Viel zu schnell vergisst man die Momente, in denen man zum ersten Mal den PC einschaltete, einen Film auf DVD kaufte, an der Ampel den grünen Pfeil leuchten sah oder seinen warmen Kakao aus einer Mikrowelle nahm. Zur Erinnerung habe ich daher einen Screenshot von dem Fortschritt gemacht, der mir heute im Fernsehen begegnete: