Obst und Gemüse

Naddel ergreift im RTL-Sendeformat Explosiv Partei für ihren Ex-Freund Dieter, der vom Teppichluder in einer Boulevard-Zeitschrift als schlechter Liebhaber bezeichnet wurde. Zitat der Verkäuferin für Bodenbelag: „Ich habe „ihn“ kaum gespürt…“ Grund genug für die Illustrierte daraus ein Gewinnspiel zu machen, in dem der Leser raten darf, ob Dieters „bestes Stück“ einer Möhre, einer Banane oder einer Gurke gleichkommt.

Naddel findet diesen Vergleich primitiv: „Das geht zu weit!“ Dass dieser Einwand ausgerechnet von der Frau kommt, die im November 2001 in einer Sat.1 Show ihre Brüste wiegen ließ (ich berichtete) und das Resultat in Form einer Honigmelone präsentierte, zeigt die Vielschichtigkeit der eigenen Wahrnehmung.

Gut gefüllt

Wenn das Internet das Universum ist, dann sind manche Links wie Wurmlöcher in eine fremde Galaxie. Sie treten plötzlich und unerwartet auf und ziehen einen in ein Paralleluniversum, wo man an die Grenzen seiner Vorstellungskraft geführt wird.

Ich bin solch einem Phänomen in einer Linkliste begegnet, die sich auf einer Homepage für Programmiersprachen befand. Mit einem Klick trat ich in die Welt einer 36-jährigen, deutschen Hausfrau ein, die über ihre Website, neben getragenen Slips (Stück zwischen 10-20 €), auch Kondome mit dem Hinweis „gut gefüllt“ vertreibt.

Was zeigt uns das? Es ist die Bestätigung einer einfachen Gleichung:

Andere Galaxien = Andere Völker = Andere Sitten

Regen, Regen, Regen, Sturm

Weil am Morgen eine Klausur im Familien- und Erbrecht auf dem Plan stand, war der Tag per se schon mal kein Highlight meines Lebens. Dass man diesen schlechten Start aber noch toppen konnte, hätte ich nicht gedacht. Leider wurde ich eines Besseren belehrt.

Erstmal brach ein Platzregen über mich herein, als ich gerade unterwegs zur Uni war – mit dem Fahrrad. Durch die heftigen Orkanböen kam das Gute nicht nur von oben, sondern auch von vorn, links und rechts. Natürlich NIE von hinten, denn das hätte ja Rückenwind bedeutet und mich eventuell schneller vorwärts kommen lassen. Es war wie Fahrradfahren im Fitness-Center: Man radelt und radelt und kommt doch nicht vom Fleck. Allerdings war’s nasser. So nass, dass ich vollkommen aufgeweicht in der Uni ankam. (Nachdem mich der Sturm noch 2 mal in die Böschung geweht hatte.)

Während der 3-stündigen Klausur habe ich vor Eiseskälte durchgehend gezittert wie Espenlaub. Bei dem verzweifelten Unterfangen, mich mit meiner (klitschnassen) Jacke zu wärmen, sogen sich meine Arbeitsblätter und Gesetzestexte voll Wasser. Zum Schluss gab ich eine leicht gewellte Klausur ab und hoffte, dieser Horror hätte nun ein Ende. Doch Hoffnung ist eine zerbrechliche Sache. Der Versuch, mir mit guter Musik noch den Tag zu retten, brachte nur eines hervor: Die Erkenntnis, dass mein Mini-Disc-Player (Wert 400 DM) aufgrund von Feuchtigkeit seine Funktion dauerhaft eingestellt hatte. Aber immerhin regnete es nicht mehr!

Ich schwang mich auf mein Rad und trat den Heimweg an. Keine 2 Minuten darauf regnete es wieder. Immerhin hatte ich jetzt Rückenwind.

Sparsam wird man Rechtshistorikerin

Wie wird aus einer schnöden Jurastudentin im Handumdrehen eine Rechtshistorikerin an der Universität Bremen?
Sie besucht die Zivilrechtsvorlesung des Prof. Dr. Derleder und ist dabei ausgestattet mit dem aktuellen BGB des Beck-Verlags. Keine 10 Minuten später erfolgt die Ernennung durch den Dozenten.

Der Hörsaal war schlagartig voll mit Rechtshistorikern. Dass Dr. Derleder davon unbeeindruckt seine Lehrveranstaltung am neuen Recht orientierte, schien da wenig zielgruppenfreundlich. „Neu“ ist das Recht seit 8 Tagen und als wäre die Schuldrechtsreform nicht lang genug angekündigt worden, kommt das neue Beck-BGB erst in einem Monat raus. Angehende Juristen mit Schönfelder-Abo bringt das nicht aus der Ruhe, doch als arme Studentin nutze ich das preiswerte Taschenbuch für 5 €, das ich mir erst vor 4 Monaten zugelegt hatte. Der Sparsamkeit seiner Zuhörer wohl bewusst, gab uns der gut situierte Professor den Hinweis: „Das BGB der Anwaltsreihe steht bereits jetzt zum Verkauf und kostet nur 9 DM … (kurze Pause) … Euro.“

Da kopiere ich mir doch lieber für 1 € das Bundesgesetzblatt. Aber vorerst genieße ich noch meine neu erworbene Berufsbezeichnung.

Messer, Gabel, Schere, Licht …

Gegen Mittag ging es zurück nach Deutschland. England machte mir den Abschied leicht. Vor allem, weil es für schier endlose Minuten erneut so aussah, als würde ich meinen Flug nicht rechtzeitig erreichen. Wieder begann alles beim Sicherheitscheck. Meine Reisetasche war bereits aufgegeben und so voll, dass ich meinen Kulturbeutel noch in den Rucksack quetschen musste. Natürlich wurde er herausgepickt und einer genauen Kontrolle unterzogen. Ziel der Suche war eine filigrane Nagelschere.

Im Gegensatz zum Verlust der Wunderkerzen in Bremen, war der Verlust der Nagelschere – wie alles in England – gleich 3-mal so teuer. 20 Mark hatte mich die Anschaffung einst gekostet. Das dünne Scherenblatt und die hervorragende Funktionalität rechtfertigten den Preis, doch als ich die Schere in England zurücklassen musste, wünschte ich, es wäre nicht die beste gewesen, die ich je hatte.

Ja, seit der amerikanischen Flugzeugkatastrophe im September hat sich einiges geändert. Gegenstände des täglichen Gebrauchs sind plötzlich gar nicht mehr, oder nur noch in kleinen Dosen erlaubt. Wortwörtlich. Der Inhalt teuerster Cremetiegel wird rigoros dezimiert, bis der maximal gestattete Füllstand erreicht ist. Für Gegenständliches bietet der Flughafen London Gatwick eine Lagerung an. Kostenpflichtig. Vielleicht eine Grund, weshalb man es mit der Aufstellung einer Übersichtstafel aller verbotener Handgepäck-Inhalte nicht so eilig hat? Eine solche hätte ich mir vor der Gepäckaufgabe gewünscht! Dann wäre die kleine Schere in der Reisetasche verblieben. Anders als Wunderkerzen, dürfen Nagelscheren in Koffern transportiert werden. Nur halt nicht im Handgepäck. Jetzt war die Chance vertan.

Glück im Unglück: Meine Freundin hatte mich zum Flughafen begleitet. Ihr durfte ich mein Eigentum unter den wachsamen Augen des Sicherheitspersonals aushändigen. Sie wird die Schere bis zu unserem Wiedersehen verwahren. Kostenlos.

Silvester in England

Meine Freundin und ich sind ein unschlagbares Team! Kein Wunder also, dass unser Silvester auch ohne Wunderkerzen der Knaller war. Dank „Crackers“! Ein englischer Weihnachtsbrauch, den wir kurzerhand auf Silvester ausdehnten, weil die Knallbonbons so vertraute Geräusche zum Jahreswechsel machten.
Es kursierte das Gerücht, dass die Inselbewohner hier um 0:00 Uhr nicht zum Feuerwerk greifen. Der Brauch beschränke sich lediglich auf Saufen und Sex. Manch wortfindiger Zeitgenosse mag zwar auch hier das „Knallen“ wiederfinden, aber wir zogen unsere persönliche Tradition vor: Bleigießen, gute Vorsätze fassen, orakeln und Spaß haben!

Um Mitternacht zeigte sich dann, dass wir offensichtlich nicht die einzigen Ausländer in England waren, denn von draußen ertönte das bekannte Geräusch und der Himmel leuchtete in bunten Farben.

Zukunftsvision

Nicht, dass ich England unbedingt zu den zukunftsorientiertesten Ländern zählen würde, aber ein Laden hier, hat mir heute vor Augen geführt, mit was wir in Deutschland vielleicht bald rechnen dürfen: Mit einem Raum – ohne Regale voller Waren, ohne freundliche Verkäufer, die einem ihre Hilfe anbieten, nur ein Raum. In der Mitte ein langer Tisch mit Katalogen. Dazu Papier und Stifte und eine kleine Computertastatur mit Display. Außerdem noch Kassen und eine Warenausgabe, das war’s!

Verkauft wird alles, was in den Katalogen zu finden ist. Man checkt über den Computer, ob die Ware im Lager ist, notiert die Artikelnummer, bezahlt an der Kasse und nimmt die auserwählte Kaufsache an der Warenausgabe in Empfang. Wenn das Schule macht, dann sieht die Zukunft unserer Verkäufer nicht rosig aus. Eine Geschichte wie im Media Markt könnte sich hier nicht abspielen. Beratung? Fehlanzeige.

Diese Geschäftsidee sollte in England bleiben. So wie meine Wunderkerzen in Deutschland.

Wunder über Wunder

Zu Silvester verschlägt es mich nach England. Der Plan: Gemeinsam mit meiner besten Freundin ins Jahr 2002 feiern. Das Problem: Das Datum. Es war wohl kein Zufall, dass der einzig freie Sitzplatz in einer Maschine war, die am 2. Weihnachtstag nach England flog. Leider stellte sich erst nach der Buchung heraus, dass am sog. „Boxing Day“ alle Verkehrssysteme aus London ihren Betrieb einstellen. Kein Bus, kein Zug, keine U-Bahn und meine Freundin hatte kein Auto. Blieb nur noch das Taxi. Nun ticken in England leider nicht nur die Uhren anders, sondern auch die Leute nicht mehr ganz richtig. Für eine 30-minütige Fahrt verlangt man dort 54 Pfund vom Fahrgast! Das sind 184 DM (94 €)!! So viel hat der Hinflug gekostet und da hab ich noch was zu essen bekommen! – Aber welche Wahl hatte ich? Meine Freundin ließ sich einen Tag zuvor noch 2 mal versichern, dass 54 Pounds „fixed price“ wären und so tauschte ich in Bremen 200 DM (60 Pfund) ein, um meine Taxifahrt zu gewährleisten.

Doch wie sagte ich anfangs so treffend: Die Leute dort ticken nicht ganz richtig! Kaum angekommen, war der Preis mal eben auf 81 Pounds gestiegen. Von „fixed price“ wollte da keiner mehr was wissen und ich sollte wohl noch dankbar sein, dass ich schließlich einen Fahrer fand, der mich für 60 Pfund fuhr, womit bereits eine Stunde nach meiner Ankunft mein gesamtes Geld weg war. Und das, wo ich am Bremer Flughafen für heute schon genug erlebt hatte!

Vor meiner Abreise hat die Flugsicherheit das Durchsuchen gesetzt. Bei einem Rucksack mit 2 Handys, einem Mini-Disc-Player, einer Videokamera und einer digitalen Foto-Kamera kann das schon mal einige Zeit in Anspruch nehmen. Als ich dann, ein paar Minuten vor dem Abflug, über die Sprechanlage zum Terminal 20 zurückgerufen wurde, hoffte ich nur, dass Flugzeug würde nicht ohne mich starten. Terminal 20 befand sich nämlich dort, wo ich zuvor meinen Koffer aufgegeben hatte. Also zurück durch den Metalldetektor und runter zum Check-in. Dort erwartete mich schon ein Mann: „Kommen Sie bitte mit!“ Durch zwei Panzertüren mit Chipkartenschloss wurde ich zu den Laufbändern des Koffertransports gebracht. Ein Bundesgrenzschutzbeamter nahm mich in Empfang und führte mich durch die riesige Halle zu einem Computerterminal, an dem ich meine Reisetasche wiederentdeckte.

Was zum Teufel hatte ich denn eingepackt?? Rindfleisch, radioaktive Kernspalt-Abfälle? *grübel* Nein, das lagerte alles brav daheim in meinem Kühlschrank.
„Ist das Ihre Tasche?“ fragte mich die Frau hinter dem Bildschirm mit der Röntgenaufnahme meines Hab und Guts. „Ja“, antwortete ich wahrheitsgemäß.

„Würden Sie bitte die Wunderkerzen rausnehmen.“

Das berauschende Gefühl der Freiheit

Ich komme gerade von meiner letzten Vorlesung in diesem Jahr. Damit sie in nachhaltiger Erinnerung bleibt, haben wir heute, zum krönenden Abschluss, eine Klausur zum neuen Mietrecht geschrieben.

Jedes Mal, wenn ich den letzten Satz in einer Klausur vollendet und die DIN A 4 Blätter mit 1/3 Rand und Deckblatt beim Aufsichtspersonal abgegeben habe, durchströmt mich ein berauschendes Gefühl der Freiheit. Plötzlich erscheint wieder alles möglich. Die Zeit der Entbehrung zur Vorbereitung auf die Klausur hat ein Ende, nun geht das Leben in vollen Zügen weiter! Um diese Euphorie verstehen zu können, muss man einen Blick in die Zeit davor werfen:

Nur noch wenige Tage bis zur Klausur, ich sollte mich vorbereiten. Meine Absichten sind gut, aber irgendwie kommt ständig was dazwischen und sei es auch nur die Serie im Fernsehen, die ich eigentlich noch nie leiden konnte. Auf einmal gewinnt jede Kleinigkeit an Bedeutung, solange sie bloß nichts mit der Materie Jura zu tun hat. In dieser Zeit bin ich ein wahrer Quell an kreativen Ideen, die natürlich alle nach einer sofortigen Umsetzung verlangen. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, mal wieder das Klo zu putzen, weil alles glücklicher macht, als für eine Klausur zu lernen. Bevor die Stimmung in Schuldgefühle umschlägt, handle ich schließlich und beginne mit der Vorbereitung. 24 Stunden vor Klausurbeginn. Meist wird die Nacht dabei zum Tag und wenn’s gut läuft, bekomme ich noch 2 Stunden Schlaf bevor ich zur Uni muss. Kurz davor keimt freudige Erwartung in mir auf. Was wird mich für ein Sachverhalt erwarten? Welche Normen werden einschlägig sein? Wie wird sich der Fall lösen lassen?

Während des Schreibens kenne ich keine Nervosität. Lediglich eine unterschwellige Sorge, nicht in der verfügbaren Zeit fertig zu werden. Am Ende bin ich meistens von meinem Werk überzeugt und gebe die Arbeit mit einem positiven Gefühl ab. Die Erfahrung lehrte mich leider, dass dieses letztlich in keinem Zusammenhang mit der Bewertung steht. Dann verlasse ich den Tatort und schreite stolz zu meinem Fahrrad an der Laterne vor dem Hörsaal, wo es mich schon erwartet: Das berauschende Gefühl der Freiheit!

Der EURO ist da!

Endlich war es soweit! Was bisher nur auf Preisschildern und Reklametafeln zu sehen war, wurde für Manche heute greifbar: Der Euro!
Das sogenannte „Starter Kit“ für 20 DM machte es möglich. Den Nachrichten zufolge, soll der Run auf die Banken gewaltig gewesen sein. Schlangen standen vor den Schaltern und die „Starter Kits“ waren bereits am Nachmittag ausverkauft.

Ich stehe der Euro-Einführung etwas skeptisch gegenüber und das beginnt schon beim „Starter Kit“ für 20 DM. Bekomme ich dafür wirklich 20 DM in Euro ausgehändigt, oder beträgt der Gegenwert vermutlich nur 18,95 DM???

Der Euro an sich war ja mal ein guter Gedanke. Eine Währung für Europa. Das ist wie bei StarTrek: Mit goldgepresstem Latinum kann man fast überall bezahlen. Aber wie die Ferengis dort, wurde auch der Handel hier plötzlich raffgierig und missachtete die einfache Gleichung 1 € = 1,95583 DM, zu seinen Gunsten. Das sorgte für Preiserhöhungen auf breiter Front. Verständlich, dass meine Freude über den Euro dadurch gehemmt wurde. Zum Glück gibt es in dieser Zeit des Wechsels aber auch Beständiges: Die ARD-Fernsehlotterie blieb ihrem Slogan weitgehend treu:

„Mit 5 Euro sind Sie dabei!“