Frische Fünf

Dosenravioli und Tiefkühlpizza sind keine Lebensmitteln, die ich mit dem Wort „frisch“ assoziiere, auch wenn Letztgenannte damit beworben wird, dass sie „im Ofen frisch hochbackt“.
Im Lidl-Werbeprospekt präsentiert der Discounter jede Woche seine sogenannten „Frischen 5“. Diese Woche (04|2017) sind das unter anderem Ravioli und Fertigpizzen. Dabei lässt Lidl selbst keinen Zweifel daran, was der Verbraucher unter „frisch“ zu verstehen hat und illustriert die Seite mit Tomaten, Auberginen, Paprika, Äpfel und Radieschen. Darunter steht in Kleinschrift: „Abgebildete Obst & Gemüse-Artikel dienen nur als Beispiel“.

Eiskaltes Kopfgeld

Auch in diesem Jahr fällt mir wieder auf, dass die Menschen bei vereisten Autoscheiben erst mal den Motor anlassen und dann mit dem Freikratzen beginnen. Das ist nicht ohne Grund verboten (§ 30 StVO) und mir kann keiner erzählen, dass er das nicht weiß. (Mehr Info)

Dabei könnte man dieses Problem so leicht aus der Welt schaffen: Einfach das Bußgeld auf 100 Euro anheben und davon 50 Euro an denjenigen auszahlen, der den Verstoß dokumentiert und meldet.

Zucker ist kein Gewürz

Zucker ist der Hauptbestandteil vieler industriell gefertigter Lebensmittel. Durch die Zutatenliste muss der Hersteller alle Zutaten in absteigender Reihenfolge ihrer Zugabemenge auflisten. Was am meisten enthalten ist, gehört somit an erster Stelle genannt. Um die Zutatenlisten jedoch nicht mit Zucker beginnen zu lassen, zeigt sich die Lebensmittelindustrie erfinderisch. Heutiges Beispiel:

Die Taco Gewürzmischung Santa Maria

Eine Würzmischung für Hackfleisch. Gerade mal 28 Gramm fasst ein Tütchen. Die Zutaten sind auf der Rückseite wie folgt aufgelistet:

Gewürze (Chilipulver (11%), Kreuzkümmel (10%), Knoblauch (6%)), Traubenzucker, Zwiebeln (19%), Salz, Oregano (4%), Hefeextrakt, Kartoffelstärke, Kartoffelfasern, Trennmittel (Siliciumdioxid), Gewürzextrakt (Paprika).

Ausgewählte, niedrig dosierte Zutaten werden kurzerhand unter dem Sammelbegriff „Gewürze“ vereint und landen mit einer Summe von 27% noch vor dem Zucker, der gemäß Nährwertetabelle 22% des Inhalts darstellt.

Die ungeschönte Zutatenliste der „Taco Gewürzmischung Santa Maria“ müsste so aussehen:

  1. Traubenzucker (22%),
  2. Zwiebeln (19%),
  3. Salz (17%),
  4. Chilipulver (11%),
  5. Kreuzkümmel (10%),
  6. Knoblauch (6%),
  7. Oregano (4%),
  8. Hefeextrakt,
  9. Kartoffelstärke,
  10. Kartoffelfasern,
  11. Trennmittel (Siliciumdioxid),
  12. Gewürzextrakt (Paprika).

Wir haben für unsere Tacos übrigens auf fertige Gewürzmischungen verzichtet. Das Hackfleisch wurde mit frischen Zwiebeln angebraten und ausschließlich mit Paprikapulver, Oregano, Kreuzkümmel, Salz, Knoblauchpaste und Chiliflocken gewürzt. Kein Zucker, kein Hefeextrakt, keine Kartoffelstärke, keine Kartoffelfasern, kein Trennmittel und kein Gewürzextrakt. Hat trotzdem geschmeckt. Sehr gut sogar.

Angst vor Spinnen

Es ist in unseren Breitengraden völlig überzogen Angst vor Spinnen zu haben. Die Tiere tun einem nichts. Dennoch kann auch ich mich – trotz dieses Wissens – nicht davon freimachen zu erschrecken, wenn ich unerwartet auf eine Spinne treffe.

Allerdings hatte ich kürzlich kein Problem mit einer Spinne unter meinem Schreibtisch. Sie hatte sich dort in einer Ecke häuslich eingerichtet und störte mich nicht. Erst als sie eines Tages nicht mehr in der Ecke saß, missfiel es mir.

Das war eine interessante Erkenntnis. Ich glaube, die Furcht vor Spinnen hängt mit einem unliebsamen Kontrollverlust zusammen. Spinnen können sich schnell bewegen. Sie sind klein, verschwinden rasch aus dem Blickfeld und manche springen sogar unvermittelt durch die Gegend. Das überrascht, erschreckt und macht es schwer sie im Auge zu behalten.
Schnecken beispielsweise kriechen langsam und können sich unserem Zugriff nicht durch rasche Bewegungen entziehen. Wir haben die Kontrolle und verspüren höchstens Eckel, aber keine Angst vor ihnen.

Vom Aussehen her schrecken mich Spinnen nicht. Vom Kopf her, weiß ich, dass sie keine Gefahr darstellen. Würden sie so langsam krabbeln wie Marienkäfer, gäbe es diesen Text hier nicht zu lesen.

Perfekte Entwicklung

Im September 2007 beichtete ich im Blog meinen Perfektionismus und legte dabei auch offen, welchen negativen Einfluss die eigene Erwartungshaltung auf mein Wohlbefinden hatte. Mein Beitrag endete mit dem Wunsch, mich davon freimachen zu können. Knapp 10 Jahre später kann ich berichten, dass dieser Wunsch in Erfüllung ging!

Inzwischen nehme ich Unperfektes eher in kauf. Es macht mich nicht mehr unglücklich, wenn meine Arbeit meinem Anspruch nicht zu 100 % entspricht. Was ist passiert? Nun, es passierte nicht von jetzt auf gleich. Es war ein Prozess, während dem ich immer wieder mit der Unzulänglichkeit  anderer konfrontiert wurde, bis ich begriff, dass die meisten Menschen einen wesentlich niedrigeren Anspruch haben. Wenn ich also eigentlich noch Handlungsbedarf bei etwas sehe, dann halte ich jetzt erst inne und rufe mir die Zielgruppe vor Augen. In der Regel komme ich dabei zu dem Schluss „Für die reicht’s“ und beende die Arbeit.

Aber auch für den größten Perfektionisten, den ich kenne – für mich, – gebe ich mir nicht mehr so viel Mühe, wenn mir der Aufwand unverhältnismäßig erscheint. Wie zum Beispiel die Verschwendung von 7 Glanzpapierbögen für ein Projekt, das ich nur wenige Wochen nach der Fertigstellung nie wieder in die Hand genommen habe. In meinem bisherigen Dasein habe ich viele dieser Erfahrungen gesammelt und daraus gelernt.

Heute beherrscht mich der Perfektionismus nicht mehr. Ich beherrsche den Perfektionismus und diese Machtverschiebung macht mein Leben wesentlich entspannter.

Erdbeerjoghurt

Die Firma Kerrygold hat nun auch Joghurt im Sortiment und hebt in der aktuellen TV Werbung den großen Fruchtanteil hervor:

Im Gegensatz zu manch anderem Hersteller (z. B. Bauer) wirbt Kerrygold ganz offen mit dem Fruchtanteil und gibt seinen Prozentsatz auch auf der Zutatenliste des 150 g Bechers an: 15 % Erdbeeren. – Nun kann ich schwer abschätzen, für wie viele Becher die hübsche Irin dort in der freien Natur den Joghurt anrührt und frage mich, welche Anzahl Erdbeeren aus dem Fruchtkorb in einem 150-g-Becher enthalten sind. Auf der Verpackung zähle ich die Bilder von mindestens 6 Stück. Ist das realistisch oder Irreführung? Jetzt müsste man wissen, was eine Erdbeere wiegt.

Die Stiftung Warentest testete im Jahr 2011 mehrere Erdbeerjoghurts und kam zu dem Ergebnis, dass der Erdbeer­anteil im Schnitt 11% ausmacht.

Das entspricht bei einem 150-Gramm-Becher etwa einer großen Erdbeere.

Die Werbung impliziert natürlich ganz andere Mengen. Eigentlich hätte man die Dame aus dem Spot dabei filmen sollen, wie sie den Rahmjoghurt aus dem Fass in einen 150-g-Becher füllt, bevor ihr Kollege eine Erdbeere von 22,5 g hinwirft und betont, dass dies „irre viel Frucht“ ist. Das hätte nicht nur Eindruck gemacht, sondern auch zum Nachdenken angeregt.