Noch ein Liebesbrief

Mein Fundstück der Woche fiel mir beim Aufräumen in die Hände. Es ist ein weißer Briefumschlag mit Herzchen in Kugelschreiberblau und der Aufschrift „Persönliche Übergabe“ in Verbindung mit meinem Namen. Ich hatte ihn vor ca. 3 Monaten in meinem Briefkasten. Der Inhalt war ein Liebesbrief:

Hi, ich heiße Daniel und bin in dich verliebt. Ich wohne in deiner Nähe. Du siehst mich manchmal draußen mit Freunden. Du bist richtig sexy. Ich weiß, das dieser Brief nicht so schön ist und ich weiß auch das da viele Fehler sind aber ich schreibe dir nächstes mal ein Gedicht.

Auf das warte ich allerdings bisher vergebens. Aber so ist sie die Jugend! Schnelllebig und unbeständig.

Liebesbrief

Ich habe heute einen Liebesbrief geschrieben. Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass es erst den Anstoß der Deutschen Post dazu brauchte. In Zusammenarbeit mit dem Künstler HA Schult soll bis zum 6. Oktober 2001 ein LoveLetter-Building in Berlin entstehen. Einige der eingesandten Liebesbriefe haben die Chance, vergrößert und zu einem unvergleichlichen Kunstwerk zusammengefügt zu werden.

Ich wollte an diesem Abenteuer teilnehmen, um so die Liebe zu einer ganz besonderen Person meines Lebens in die Welt hinauszuposaunen. Es ist ein Mensch, zu dem mich die tiefste Liebe überhaupt verbindet. Eine Liebe, die schon so lange währt wie mein Leben. Die Liebe zu meiner Mutter.

Ich weiß nicht, ob mein Brief zu den Auserwählten gehören wird. Aber das ist auch nicht wichtig. Wer sich einmal hinsetzt, um einen Brief für diese Liebesskulptur zu verfassen, wird schnell erkennen, dass das wahre Ziel dieser Aktion nicht darin liegt, seine Worte später auf einer Häuserwand kleben zu sehen, sondern darin, einmal das zu Papier zu bringen, was längst überfällig ist.