Absurd

Gut, ich muss mir wohl vorwerfen lassen ein bisschen überkorrekt zu sein. Dass ich Genehmigungen für die Veröffentlichung eines fremden Werkes für mein Blog einhole, obwohl dies (derzeit) nicht öffentlich ist, löst bei manchen Urhebern Unverständnis aus. Einer schrieb wortwörtlich:

Sie schreiben einen Blog, der nicht öffentlich abrufbar ist??

Diese Reaktion hat mich gekränkt. Zwei Fragezeichen hinter der Tatsache, dass ich ein nicht öffentliches Blog schreibe?? Als ob ich nicht ganz dicht wäre. Als ob Blogs immer öffentlich sein müssten. Ich fühlte mich genötigt, mich zu erklären. Zu dem Zeitpunkt ahnte ich nicht, dass ich damit alles noch schlimmer machen würde.
Ob der Urheber meine (ausführliche) Erklärung einleuchtend fand, kann ich nicht sagen. Er zeigte sich danach allerdings gewillt, mir die bisher versagte Erlaubnis ggf. doch noch zu erteilen. Zuvor wollte er nur den Text meines Blogeintrags lesen und zum Abschluss schrieb er:

Dürfte ich dennoch einmal fragen, wer Ihnen meine E-Mail-Adresse gegeben hat?

Vielleicht habe ich mich zwischen den Zeilen verlesen, aber diese Anfrage klang, als fühle er sich von mir belästigt und sah sich durch meine Erklärungsmail nur menschlich genötigt einen Meinungswechsel in Betracht zu ziehen. Ich wollte niemanden bedrängen oder auf die Nerven gehen. Um das klarzustellen antwortete ich:

Danke für Ihr Angebot, aber ich schrieb Ihnen die letzte Mail nicht, um Sie zu überreden. Ihr Nein kann ich akzeptieren. Ich hatte nach Ihrer Replik allerdings das Bedürfnis mich zu erklären. – Ihre Mailadresse wird vom Bundesministerium der Finanzen auf Anfrage nach dem Rechteinhaber herausgegeben.

Einer potentiellen Stalking-Anzeige war ich damit entgangen und die Geschichte hätte hier höflich enden können, wenn nicht mein Gegenüber noch ein dringendes Mitteilungsbedürfnis verspürt hätte:

Entschuldigung, aber das finde ich alles ziemlich merkwürdig. Um nicht zu sagen „absurd“.

Entschuldigung angenommen. – Stillschweigend.

SPAM IV

Na, endlich mal eine brauchbare Info unter diesen ungewünschten Massenmails!

Hier hab ich etwas fast unglaubliches.

Fast unglaublich?

Einfach ausprobieren ! NIE IM LEBEN !

Ich schließe mich der Aussage des letzten Satzes an.

Hey Freunde, ich weiß nicht ob es stimmt, wenn ja, ist das der reinste Wahnsinn. Die Nachfolgende Nachricht habe ich heute erhalten. Wenn es stimmt, was drinsteht wäre es ein schierer Wahnsinn!

Das ist mir zu viel Wahnsinn auf einmal. Das macht mir Angst.

Einen Versuch ist es wert. Microsoft und AOL sind jetzt die größten Internet-Gesellschaften. Und um sicher zu gehen, der Internet-Explorer wirklich das am meisten verwendete Programm ist, haben Microsoft und AOL jetzt den E-Mail Beta Test gestartet.

Solch einen Betatest hätte Microsoft mal für die Xbox durchführen sollen.

Wenn Du diese Mail an Freunde weiterschickst, kann und wird Microsoft das für eine Periode von zwei Wochen notieren. Für jede Person, der Du dieses e-mail schickst, wird Dir Microsoft $245,00 zahlen.

Moment mal, heißt das etwa Microsoft überwacht meinen Email-Verkehr!?!

Für jede Person, der du das sendest und die es weitersendet, zahlt Microsoft Dir $243,00; und für jede dritte Person, die das bekommt, bekommst Du $241,00 von Microsoft. Innerhalb von zwei Wochen wird Microsoft Dich wegen Deiner Adresse kontaktieren und Dir dann einen Scheck senden.

Wofür noch mal? Dafür dass ich eine Mail weitergeleitet habe? Das klingt fair!

Ich dachte selbst, das sei Blödsinn, aber zwei Wochen, nachdem mein Partner (Partner des Ursprungssenders dieses Mails) diese mail bekam, kontaktierte ihn Microsoft und innerhalb von ein paar Tagen erhielt er einen Scheck über $24.800,00.

Dieses Argument scheint überzeugt zu haben, immerhin wurde die Mail an mich weitergeleitet.

Du mußt antworten, bevor der betaTest vorbei ist.

Da drängt sich ja regelrecht die Frage auf: Wann ist er denn vorbei? Ich will mir die Arbeit doch nicht umsonst machen!

SPAM II

Hilferufe über das Internet sind ja nicht neu. Viele erinnern sich sicher noch an den armen Jungen aus – wo auch immer – der dringend eine Knochenmarkspende benötigte und mit seinem kleinen Laptop vom Krankenhaus aus eine Hilferuf in das World Wide Web schickte. Oh, wie weh wurde uns bei seinen Zeilen. Unglaublich, als sich diese Mail als Scherz (Hoax) herausstellte und gar kein schwerkranker Junge dahinter steckte! Die Enttäuschung war groß.

Diesmal schreibt mir Julie und auch sie hat ein Problem und braucht dringend Hilfe. Aber lest selbst:

I just got a webcam and computer for my birthday and I just finished my first homepage. I added some of my modeling pictures there so if you think you can help my career please let me know.

Klar Baby, ich bring dich ganz groß raus!

I could also use some opinions on how to make my site look better. If you can’t help and you know someone that can, please forward them this e-mail.

Wenn ich keine Hilfe bin! Ich hab sie im Netz veröffentlicht!

I need money and can sure use the work. I just added my most recent set of pictures. If you don’t want to look at my pics, I am 5’5 125, blonde hair, blue eyes and I play volleyball.

Auf diese Beschreibung hätte ich wetten können. Haben nicht alle Frauen im Internet blaue Augen und blondes Haar?

Link to my site: http:// 69.107.112.76 / portfolio / julie* Thanks, Julie

Mein erster Tipp für eine erfolgreiche Website wäre an dieser Stelle eine anständige Domain.

Oh, if you do not know who I am and I sent this e-mail to you by mistake please disregard it.

Oh, zu dumm zum Mailversenden? Wie war die Haarfarbe doch gleich?

If you would like to make sure to be removed from my address book, please click here http://69.107.112.76/optout.html and i have a program to make sure I do not send you more mail.

Dass „Julie“ ein Programm hat, glaub ich gern. – Ansonsten verweise ich auf meine Warnung von gestern.

Sorry I will not ever try talking to you again!

Wenn das nur wahr wäre!

*Angabe verfälscht

SPAM I

Was alles seinen Weg in meine Mailbox findet ist schon eine Erwähnung wert. Da schreibt mir „geibel @ cs.tu-berlin.de“ (was ja im ersten Moment wie eine vernünftige Absenderadresse erscheint):

Jemand der Dich kennt hat uns beauftragt Dir eine Nachricht zu senden.

Das erinnert mich an meine Schulzeit, wo schüchterne Jungs ihre Freunde vor schickten, die dann Ähnliches beichteten wie diese Mail:

Die Person ist verrückt nach Dir und hat dieses gesagt:

  • Du bist Charmant
  • Du bist attraktiv
  • Du siehst süss aus
  • Du wirkst Intelligent
  • Du siehst sehr aufregend aus

Also dieser Teil hat mich echt stutzig gemacht. Offenbar kennt mich die Person wirklich!

Wenn Du wissen willst wer diese Person ist, dann rufe bitte folgende Nummer an sobald es dir möglich ist: 0190 853 4679*
Der Anruf ist total anonym für Dich.

Oh, welch ein Glück! Die „Person“ darf schließlich auf gar keinen Fall wissen wer ich bin.

Liebe Grüsse,
FLIRT LOVE-BOX

Ach, die renommierte FLIRT LOVE BOX steckt also dahinter! Das erklärt natürlich die gefakte Absenderadresse mit Fragmenten der TU Berlin!?

Wenn Du keine Nachricht mehr bekommen möchtest, sende uns bitte eine e-Mail an removeme @ pinoymail.com

Eben noch „cs.tu-berlin.de“ jetzt „pinoymail.com“? Das verwirrt. Immerhin wirke ich doch nur intelligent! Dennoch weiß ich inzwischen, dass solche Textpassagen lediglich dafür da sind, herauszufinden, ob Mails an die Empfängeradresse wirklich gelesen werden. Solche sind für SPAM-Versender nämlich wesentlich mehr wert als welche, bei denen dies nicht bekannt ist. Zum Dank bekommt man dann noch mehr Werbemails.

Der Anruf kostet 0,031 Euro/sek

Nur 0,031 Euro die Sekunde? Das klingt ja akzeptabel. Ich will schließlich unbedingt wissen, welche Person verrückt nach mir ist. Anonym versteht sich. Doch bevor ich zum Hörer greife rechne ich die Gesprächskosten vorsichtshalber noch mal durch, nicht dass ich am Ende 1,86 Euro die Minute zahle!

*Angabe verfälscht