„Tolle Schuhe!“
„Danke! Nur 9,95 Euro bei eBay.“
So oder so ähnlich kennt man es. Auf ein Lob folgt häufig eine Preis- und Händlerangabe seitens des Gelobten. Eher selten hört man, dass jemand einen besonders hohen Preis verrät. Nach dem Motto:
„Tolle Schuhe!“
„Danke! Stolze 1035,00 Euro bei Gucci.“
Aber vielleicht bewege ich mich auch nur in den falschen Kreisen. – Grundsätzlich ist den meisten Menschen daran gelegen Sachen zu tragen, die nach Etwas aussehen. Im besten Fall nach Geld. Von diesem Anspruch lebt der Markt der Plagiate, denn niemand möchte wirklich viel dafür bezahlen. Es soll nur nach viel aussehen. Warum dann aber die wertmindernde Beichte nach einem Lob? Bei Pelzmänteln kann ich das noch verstehen. Da steht man mitunter sogar besser dar, wenn man behauptet ein Imitat zu tragen. Aber das unechte Ed Hardy Shirt, die gefälschte Rolex…? Diese Dinge leben doch von ihrer Illusion echt zu sein. Von ihrem Prestige. Aus rein ästhetischen Gründen würden die doch sonst nicht so viele haben wollen.
Ich schätze, da spielt eine gewisse Unsicherheit im Umgang mit Komplimenten eine Rolle. Nach einem Lob nur ein „Danke“ zu erwidern und dann die Klappe zu halten, fällt vielen schwer. Regelmäßig wird die gelobte Sache dann irgendwie „schlecht“ gemacht. Sei es, weil sie schon „so alt“ ist, oder „so günstig“ war. Dabei kennt doch jeder den Spruch: Reden ist Silber. Schweigen ist Gold. Der trifft auch in solchen Situationen zu.
Wenn man sein Gold also nicht zu Silber machen möchte, sollte man schweigen. Es sei denn, man steht auf Silber und findet gerade diese Tatsache erwähnenswert. Meiner Mutter gegenüber berichte ich regelmäßig von meinen eBay-Schnäppchen. Für mein heutiges Outfit habe ich unter 20 Euro bezahlt. 5 Euro davon für die Schuhe, mit denen ich vorhin eine Familienfeier besuchte. Worauf meine Tante völlig zu recht bemerkte: „Tolle Schuhe!“ Und ich konterte: „Danke!“