Fernsehunterhaltung 2001

Abends halb 9 in Deutschland. Auf Sat.1 läuft „Der Prinz aus Zamunda“. Nach den ersten 15 Minuten teilt sich plötzlich der Fernsehschirm und ein News-Ticker läuft durchs Bild. So wie damals, als das WTC in Flammen stand. Und später, als man während den Spielfilmen darauf hingewiesen wurde, dass die USA gerade zum Rückschlag ausholt. Dieses Mal vernahm ich gespannt folgende wichtige Mitteilung:

Unglaublich: Naddel lässt sich die Brüste wiegen!!!

Äh..? – Zum Glück wurde die Information wiederholt, ich wollte es beim ersten Mal nicht glauben. – Naddel lässt ihre Brüste wiegen!? Für diese Meldung stören sie einen Spielfilm zur Prime-Time?? – Ja! Und das nicht nur ein Mal. Die Nachricht lief 7 mal über den Bildschirm! Ich schaltete schließlich ab, weil mein zartes Gemüt diese grausame Realität nicht länger ertragen konnte.

Benommen legte ich die Fernbedienung beiseite. Was hatte ich da gerade erlebt? War das die Berichterstattung des 21. Jahrhunderts? Droht den konservativen Nachrichten womöglich das Aus durch Magazine wie: „Blitz“, „Explosiv“ und „taff“? Wen interessierendie Kanzlerkandidaten, wenn es neue Nackt-Bilder von Jenny Elvers gibt? Ist die Auslieferung von Bin Laden so spannend wie Chorleiter Gotthilf Fischer in Unterwäsche zu sehen? Wie lang ist eigentlich sein primäres Geschlechtsorgan? – Ich habe meine Meinung zu dieser Entwicklung des Fernsehens. Leider ändert die nichts.

Ach, übrigens! Naddels Brüste sind so schwer wie eine Honigmelone (1,35 Kilo). Dieses Ergebnis wurde mir im Internet mitgeteilt. – Wichtigen Nachrichten kann man halt nicht entkommen.

Waschsalon-Barbie

Ich bin erschüttert! Als junge Frau der heutigen Zeit stehe ich fassungslos dem gegenüber, was ich in einem Werbespot auf Super RTL sehen musste:

Die lila Hose war mal blau! Waschsalon-Barbie! – Steck‘ die blaue Hose in die Maschine und sie kommt lila wieder heraus! – Waschsalon-Barbie!

Bis hierhin erst mal. – Also bitte! Wie sollen Kinder den Ernst des Lebens erfahren, wenn ihnen bereits in frühen Jahren eingetrichtert wird, Ziel eines Waschgangs wäre die Farbveränderung der Wäsche!? – Aber es sollte noch besser kommen:

Sieh was mit dem Kätzchen auf den T-Shirt passiert! Es wird zur Sonne! – Waschsalon-Barbie! – Probier es aus! – Waschsalon-Barbie! – Schön, dass wir Mädchen sind!

BITTE !? „Schön, dass wir Mädchen sind“!? – Ich bin fassungslos! Was ging da in den Köpfen der Mattel-Marketingabteilung vor? Diese Werbung erreicht Millionen von Kindern! Minderjährige! Kleine Menschen, die sich und ihren Platz in der Welt erst noch finden müssen. Solch ein Slogan kann sich verheerend auf die Entwicklung ausüben! Hat denn niemand an die kleinen Jungs gedacht hat, denen durch diese Werbung vor Augen geführt wird, dass es schöner ist, ein Mädchen zu sein!?

Hasen

1. August oder 1. April? Ich bin noch unschlüssig, nachdem ich heute früh die Wiederholung von „Arabella“ sah.

Das Übliche eigentlich: Personenzusammenführung vor laufender Kamera. Menschen, die sich aus den Augen verloren haben, sehen sich endlich, nach 10 Jahren (oder mehr) in der Sendung wieder! – So auch bei Arabella: Junger Bub, um die 20, trifft während der Show endlich seinen geliebten Großvater. Tränenreiches Spektakel. Im Hintergrund Celine Dions „My heart will go on“, damit auch wirklich kein Auge trocken bleibt. Und dann schnell zum Tresen, um mehr über diese lange Trennung in Erfahrung zu bringen. Dabei kommen erschütternde Tatsachen ans Licht: So haben sich Enkel und Opa ganze 1 ½ (!!!) Jahre nicht gesehen! Untragbarer Zustand und bei der großen Entfernung kein Wunder, immerhin wohnt der Junge in München und sein Großvater in … nein, nicht Hong Kong … Hannover!
Welche unsensible Seele würde da schmunzeln!? Der Hintergrund für dieses Familiendrama ist ein wahrer Schicksalsschlag! Da walten höhere Mächte. Mächte in Form von Hasen. Vielen Hasen! Einer ganzen Hasenzucht! Solch eine besitzt der Opa nämlich und deswegen konnte er seinen Enkel seit letztes Jahr Pfingsten nicht mehr besuchen.

So unfassbar diese Geschichte auch klingen mag, sie ist wahr. Jedenfalls so „wahr“, wie alles andere, was uns die Talk-Shows alltäglich servieren.